Kultur 18.12.25
network engagiert sich: 113’000 Franken für das Leben
Mit «Dansons la vie!» sammelten professionelle Tänzer:innen und an Krebs erkrankte Patient:innen Spenden für einen guten Zweck. Mehrere Networker engagieren sich im Organisationskomitee, darunter David Rodriguez als künstlerischer Leiter.
Den Weg zurück ins Leben nach einer Krebserkrankung durch Tanz finden: Was als mutige Idee begann, ist heute ein anerkanntes Angebot in der onkologischen Rehabilitation. «Dansons la vie!» verbindet Tanz, Gesundheit und gesellschaftliches Engagement. Die Initiative entstand im Kanton Waadt mit Unterstützung der «Ligue vaudoise contre le cancer» und ist mittlerweile auch in Genf verankert – eine Zusammenarbeit, die Networker und künstlerischer Leiter David Rodriguez als «lémanische Allianz» bezeichnet.
«Heute ist Tanz ein fester Bestandteil eines dreimonatigen onkologischen Rehabilitationsprogramms», erklärt David. Neben Physiotherapie, Psychoonkologie, Ernährung und Jobcoaching wird Tanz gezielt eingesetzt, um Patient:innen ganzheitlich zu begleiten. «Es war das erste Mal in der Schweiz, dass Ärzt:innen Tanz explizit als Bestandteil eines onkologischen Rehabilitationsprogramms verschrieben haben.» Inzwischen wird das Angebot von der Grundversicherung übernommen, sodass Patienten die Kosten nicht selbst tragen müssen.

Durch Tanz das Vertrauen in den eigenen Körper zurückgewinnen
Die positiven Effekte sind vielfältig. Tanz wirkt nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf emotionaler, sozialer und kognitiver Ebene. «Viele Betroffene verlieren durch die Krankheit und die Behandlungen das Vertrauen in ihren Körper», erklärt David, der selbst mehrere Jahre professionell getanzt hat. «Tanz hilft, diese Verbindung über Bewegung, Musik, Kreativität und das gemeinsame Erleben wieder aufzubauen.» Zudem kann er Menschen mit kognitiven Nebenwirkungen der Chemotherapie – etwa Konzentrations- oder Gedächtnisproblemen – auf spielerische Weise unterstützen.
Um diese Arbeit langfristig zu sichern, wurde das Benefizgala-Format «Dansons la vie!» ins Leben gerufen. «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, nicht nur ‹gegen› den Krebs zu kämpfen, sondern uns für das Leben zu engagieren», betont David. Tanz steht für Vitalität, Lebensfreude und Gemeinschaft – Werte, die für Betroffene und ihre Angehörigen zentral sind.
Die zweite Ausgabe des Galas fand am 23. November statt und war ein voller Erfolg: Rund 113’000 Franken konnten gesammelt werden. «Damit ermöglichen wir rund 350 Patient:innen den Zugang zu diesen Programmen», so Rodriguez. Das Theater mit 900 Plätzen war ausverkauft, es gab sogar eine Warteliste. Ein besonders bewegender Moment: 22 an Krebs erkrankte Patient:innen standen gemeinsam mit 22 professionellen Tänzer:innen und einem Pianisten auf der Bühne. Für die meisten war es der allererste Bühnenauftritt.
«Die Proben fanden an sechs Samstagen statt, bewusst über einen längeren Zeitraum verteilt», erklärt David. Kurz vor dem Galaabend verbrachten Patient:innen und Profis zwei intensive Tage gemeinsam im Theater. «Diese Nähe, dieses gemeinsame Erleben, war für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes.» Sein persönlicher Höhepunkt spielte sich hinter der Bühne ab: Ein nervöser Patient wurde kurz vor seinem Auftritt von einem professionellen Tänzer beruhigt und umarmt. «In genau diesem Moment wusste ich wieder ganz genau, warum wir das alles machen.»

Drei Networker im Organisationskomitee
«Dansons la vie!» wird von einem externen neunköpfigen Komitee aus den Bereichen Kultur, Gesundheit und Philanthropie getragen. Mehrere Networker sind Teil davon, darunter David selbst sowie Grégoire Pavillon und Raphael Hatem. «network war von Anfang an involviert – zunächst durch Beratung und Unterstützung einzelner Mitglieder, später durch deren Einbindung ins Organisationskomitee», erklärt David. Insgesamt waren 26 Networker am Galaabend anwesend und unterstützten den Anlass auch als Gäste.
Auch aus der Tanzwelt kam grosse Unterstützung. Tanzstars aus ganz Europa reisten an, ihre Compagnien verzichteten auf Aufführungsrechte. «Diese Solidarität hat den entscheidenden Unterschied gemacht», betont David. «Sie sichert nicht nur die hohe Qualität des Abends mit einem hervorragenden Repertoire, sondern macht das Projekt überhaupt erst möglich.»
Für David ist dieses Engagement noch lange nicht abgeschlossen. Ziel ist es, Tanz weiterhin als Hebel für Gesundheit zu verankern – idealerweise auch in weiteren Kantonen. «Kultur und Gesundheit haben weit mehr Berührungspunkte, als man denkt», sagt Rodriguez. «Die Verbindung dieser beiden Welten zu stärken, ist eine der grossen Herausforderungen der kommenden Jahre.» Eine nächste Ausgabe des Galas «Dansons la vie!» ist für 2027 geplant.