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Im Fokus
 14.8.25

«Ein Gebäude ist immer eine öffentliche Angelegen­heit»

Francesco Buzzi
Francesco Buzzi startet mit seiner network-Mitgliedschaft einen neuen Lebensabschnitt Bild Lauftext: Das neue Naturhistorische Museum in Locarno (Foto: zVg)

Seine Bauwerke gestalten das Tessiner Erscheinungsbild mit. Nun bereichert der Architekt Francesco Buzzi network als neues Mitglied mit klarer Haltung und kreativem Feuer.

Francesco, bei der Architektur kommt so viel zusammen: Ästhetik, Funktion, Umgebung…
Es ist für mich wie eine komplexe mathematische Formel, die am Ende aufgehen muss. Heute kommen noch nachhaltige Faktoren wie ressourcenschonendes Bauen mit recycelbaren Stoffen hinzu. Ich finde, wir haben sogar die ethische Pflicht, uns auf Dauerhaftigkeit auszurichten und langfristig zu denken. Simple, klare Formen und solide Materialien sind der richtige Weg dafür.

Wie sehr beeinflusst dich die Umgebung eines geplanten Projekts? Baust du in Locarno anders als in London?
Ja, der kontextuelle Aspekt ist für mich enorm wichtig. Ein Gebäude ist immer eine öffentliche Angelegenheit. Es muss Teil der Gesellschaft sein – kein Fremdkörper. Ich spreche deswegen bei den Nachbargebäuden immer von «Brüdern und Schwestern». Mit dem Tessin bin ich am stärksten vertraut: Ich kenne das Licht, die Temperaturen, die Luftfeuchtigkeit, die Menschen und die Geschichte der Region. Das alles fliesst in meine Arbeit ein. Für mich ist jeder Quadratmeter Boden wertvoll und wird auch so von mir behandelt.

Wenn die Menschen gegen einen geplanten Bau protestieren, hat das Architekturbüro also etwas falsch gemacht, oder?
So pauschal würde ich das nicht sagen. Der Eiffelturm beispielsweise stiess ja anfangs auf erhebliche Kritik und war für viele ein «Schandfleck». Heute ist es das berühmteste Wahrzeichen Frankreichs. Manchmal müssen Architekt:innen auch herausfordern und zum Nachdenken anregen – wie in der Kunst!

Was sind deine aktuellen Projekte?
In Locarno entsteht das neue Naturhistorische Museum in der Santa-Caterina-Klosteranlage – ein Ensemble aus denkmalgeschützter barocker Substanz, Neubau und Parkanlage. In Bellinzona planen wir ein Laborgebäude für das renommierte Institute of Oncology Research (IOR) mit Platz für 600 Mitarbeitende. Es sind für mich persönlich besonders wichtige Projekte, weil ich mit meinem neuen Büro quasi bei null wieder angefangen habe. Dass ich diese beiden Wettbewerbe gewinnen konnte, hat mir beim Aufbau eines neuen Teams sehr geholfen.

Ein anderer bedeutender Neuanfang erwähnst du auf deinem my-network-Profil: Du hast dich erst letztes Jahr geoutet. Das war bestimmt ein langer Prozess.
40 Jahre lang. Aber ich bin froh, dass ich diesen Schritt getan habe; es fühlt sich an wie eine Befreiung. Ich bin seit Kurzem in einer glücklichen Beziehung, das war in dieser Phase natürlich wertvoll. Mein Coming-out ist auch ein Statement gegen die weltweiten Angriffe auf die LGBTI-Rechte. Eigentlich sollte das alles kein Thema mehr sein, aber leider braucht es heute noch Sichtbarkeit.

Genau, es braucht Vorbilder.
Die hatte ich leider noch nicht. Mein Sohn konnte mir früh sagen, dass er schwul ist – das hätte ich mich bei meinen Eltern nie getraut. Meine Mitgliedschaft bei network soll diesen neuen Lebensabschnitt mitprägen und für diese gelebte Sichtbarkeit stehen.

Gefällt es dir bei der Tessiner Regionalgruppe?
Ja, ich fühle mich sehr wohl, ich spüre viel Unterstützung.

Was machst du in deiner Freizeit?
Seit etwa drei Jahren nehme ich wieder Klavierunterricht, was mir viel Freude bereitet. Zunächst habe ich Bach, danach Beethoven gespielt – und nun ist Brahms an der Reihe.

Ist das auch die Musik, die du selber zum Entspannen hörst?
Eigentlich höre ich alles: von den Berliner Philharmonikern bis Lady Gaga. (lacht)

Und wie sieht es mit Sport und Bewegung aus?
Ich habe einen Weimaraner, das ist mein Fitnesscoach!

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