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 5.8.24

Ein Opern-Nerd im Gra­vi­ta­tions­feld zweier Regionen

Roger Eltbogen
Neo-Networker Roger Eltbogen und seine «Droge»: eine Wagner-Inszenierung in Bayreuth (Foto: SMGP / Bayreuther Festspiele)

Das Basler Neumitglied Roger Eltbogen ist Frauenarzt und selbstdeklarierter «Wagner-Fanatiker». Er spricht im Interview über den Beruf, die Musik und die Heilkraft der Pflanzen.

Roger, du arbeitest in Solothurn im Bürgerspital sowie in deiner eignen Praxis, wohnst im aargauischen Zofingen und bist mit einem Basler Dialekt ausgestattet. Schwierig, dich einer Regionalgruppe zuzuordnen…
Deshalb hatte ich auch je einen Götti aus Basel und aus Bern. Ich bin offiziell Mitglied von network Basel, besuche aber auch oft Anlässe der Berner Regionalgruppe. So komme ich in den Genuss dieser Vielfalt, die network auszeichnet. Denn jede Region hat ja wieder ihre eigenen Besonderheiten und ihre eigene Identität.

Wie bist du auf network aufmerksam geworden?
Ein Bekannter hat mir von der Reise nach Nordspanien im Frühjahr 2023 erzählt. Das hat mich neugierig gemacht.

Du bist Frauenarzt. Weshalb hast du nach dem Medizinstudium gerade diesen Weg eingeschlagen?
Es mag seltsam klingen, aber die Gynäkologie ist tatsächlich das vielfältigste medizinische Fachgebiet. So baue ich etwa über viele Jahre hinweg in den Sprechstunden eine enge Beziehung zu den Patientinnen auf. Aufgrund der Stimmungsschwankungen in der Menopause und im Zyklus sind zudem Psychologie und Endokrinologie wichtige Aspekte meiner Arbeit. Auch die Chirurgie gehört dazu. Und letztlich bin ich der einzige Arzt, zu dem die Patientinnen kommen, wenn sie gesund sind: nämlich während der Schwangerschaft.

Das muss etwas Schönes sein, so viele Geburten zu erleben.
Geburten sind etwas vom Schönsten – oder etwas vom Katastrophalsten. Es kommt immer auf den Verlauf an. Wenn es nicht gut läuft, sind gleich zwei Menschenleben davon betroffen. Man muss in diesem Job auch ziemlich flexibel sein: Eine Geburt kann mitten in der Nacht losgehen. Dann muss ich zum Einsatz, auch wenn ich am nächsten Morgen wieder Sprechstunde habe.

Du bist ein grosser Fürsprecher der Phytotherapie.
Die Pflanzenheilkunde ist die Urmutter der Medizin. Als langjähriger Präsident der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie war ich grundlegend an der Erarbeitung des Fähigkeitsausweises beteiligt. Es ist mir nämlich ein grosses Anliegen, dass diese Lehre in der Funktion einer komplementären Heilmethode in der Schulmedizin Anerkennung findet.

Hat die Pflanzenheilkunde ein Imageproblem, weil sie oft mit unwissenschaftlichen Ansätzen in einen Topf geworfen wird?
Es gibt tatsächlich eine Vielzahl an mühsamen Vorurteilen. Manche sagen etwa, pflanzliche Mittel «wirken nicht» oder seien «zu schwach».

Wer das behauptet, hat wohl noch nie Tollkirschen genascht.
Und weiss auch nicht, dass zum Beispiel der Wirkstoff von Aspirin, Acetylsalicylsäure, pflanzliche Ursprünge hat. Er wurde aus der Rinde des Weidenbaums gewonnen.

Sprechen wir zum Schluss noch über eines deiner Hobbys: Du bist ein Musikliebhaber.
Ich bin ein Opern-Nerd und seit meiner frühesten Jugend ein Wagner-Fanatiker.

Oh, Richard Wagner ist ja eine kontrovers diskutierte Figur.
Ich halte es mit Leonard Bernstein: «I hate Wagner – but on my knees.» Als Mensch problematisch, aber seine Musik ist wie eine Droge für mich. Sein mittleres und spätes Werk bildet eine regelrechte Zäsur in der Musikgeschichte. Seit Jahrzehnten reise ich deshalb fast jedes Mal an die Bayreuther Festspiele.

Diesen Sommer bist du also auch wieder dabei?
Ja, diesmal werde ich Parsifal sehen – durch eine Augmented-Reality-Brille! Darauf bin ich schon sehr gespannt.

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