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News aus der PoKo
 5.8.24

network eröffnet internen Diskurs zur Leihmutter­schaft

Nationalratssaal des Bundeshauses
Wird die Reise einst hier enden? Der PoKo-Anlass im Nationalratssaal des Bundeshauses (Bild: Dyami Häfliger)

In der Schweiz ist Leihmutterschaft verboten. Muss sich das ändern? Was sollte network tun? Um diese Fragen zu beantworten, setzt die PoKo in einem ersten Schritt auf Wissensvermittlung.

«Wie so oft im Leben gibt es auch bei der Leihmutterschaft keine einfachen Antworten und kein sinnvolles Schwarz-Weiss-Denken», sagt Dyami Häfliger, Networker und neuer Co-Leiter der Politischen Kommission (PoKo). Eine einfache Antwort Schwarz auf Weiss gibt es jedoch zumindest in der schweizerischen Verfassung: Die Leihmutterschaft ist hierzulande verboten. Muss sich das ändern?

Diskussion mit Respekt
Um gemeinsam mit den Mitgliedern zu erörtern, ob sich network künftig in irgendeiner Form für eine Gesetzesänderung engagieren soll, will die PoKo den internen Diskurs über die Leihmutterschaft anstossen. Zu diesem Zweck formiert sich derzeit eine Arbeitsgruppe.

«Wir werden uns in einem ersten Schritt auf die Informationsvermittlung konzentrieren», sagt Dyami. «Wird sich bei einer anschliessenden Evaluierung zeigen, dass es sich um ein Anliegen der Mitglieder handelt, werden wir den politischen Weg skizzieren und Verbündete suchen.» Es sei wichtig, sich der Komplexität und der unterschiedlichen Ansprüche bewusst zu werden und die Diskussion mit dem notwendigen Respekt zu führen, findet Dyami.

Bericht der Ethikkommission
Wird das Neugeborene bei einer entgeltlichen Leihmutterschaft zum Produkt? Kann dies beim Kind später zu einer Identitätskrise führen? Wird die Mutter ausgenutzt und instrumentalisiert? Welche psychischen Folgen hat die Trennung von ihrem Baby? Das sind alles legitime Bedenken.

Bereits im Jahr 2013 hat die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin zum Thema Stellung genommen: Sie befürwortet grundsätzlich die Legalisierung einer altruistischen Leihmutterschaft. Die Beteiligten müssten jedoch ausführlich informiert werden und einen detaillierten Vertrag aufsetzen. Zudem müsse die medizinische Versorgung der Leihmutter garantiert sein, heisst es im Bericht weiter.

Juristische Herausforderungen
Seit dieser Stellungnahme ist die Leihmutterschaft in der Schweiz kaum mehr im politischen Diskurs aufgetaucht. Woran liegt das? «Die Gesellschaft tabuisiert das Thema», sagt Dyami. «Gleichzeitig ist es für Paare möglich, in Ländern, wo die Leihmutterschaft erlaubt ist, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.»

Wie viele Schweizer Paare jährlich diesen Weg wählen, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass die Leihmutterschaft heute immer mit juristischen Herausforderungen verbunden ist. Es kann Jahre dauern, bis die rechtlichen Beziehungen zwischen den Wunscheltern und dem Kind in der Schweiz geklärt sind. Dies hängt auch davon ab, ob beide Elternteile genetisch mit dem Wunschkind verwandt sind und ob ein Gerichtsurteil oder nur eine Geburtsurkunde vorliegt.

In den USA etwa findet in einigen Bundesstaaten ein Gerichtsverfahren statt, welches die Wunscheltern als rechtliche Eltern feststellt. In Ländern wie der Ukraine oder Georgien erhalten die Eltern nur eine Geburtsurkunde. Diese ist aber gemäss einem Urteil des Bundesgerichts in der Schweiz nicht gültig; die Frage nach der Elternschaft beurteilen die Behörden nach schweizerischem Recht.

Angeregte Diskussion in Bern
Eine erste Informationsveranstaltung zum Thema hat die PoKo am 22. Mai mit dem diesjährigen Vernetzungsanlass mit Networkern, die in politischen Funktionen aktiv sind, durchgeführt.

Zu Gast waren Ciccio Ravi Pinto und Jean-Pierre Valenghi von den «Rainbow Dads Switzerland». Die beiden haben mit ihren Partnern zusammen insgesamt fünf Kinder von drei unterschiedlichen Leihmüttern aus den USA. Im Rahmen eines sehr persönlichen Inputreferats berichteten sie von ihren eigenen Erfahrungen. Anschliessend fand eine angeregte Diskussion mit den anwesenden Networkern statt.

Kein queeres Thema
«Mir ist wichtig zu betonen, dass wir uns am Anfang eines Prozesses befinden», sagt Dyami. «Es geht in dieser Phase nicht darum, ein Ja oder Nein zu formulieren. Vielmehr geht es darum, sich zu informieren, Vorurteile und Falschinformationen zu widerlegen und die Sensibilität zu stärken.»

Ein mehrheitlich queeres Thema ist die Leihmutterschaft übrigens nicht: Über drei Viertel der Schweizer Paare, die sich heute ihren Kinderwunsch auf diese Weise erfüllen, sind heterosexuell.

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