Die queere Community in Liechtenstein hat wieder Grund zu feiern: Nach der Adoption steht nun auch die Ehe bald allen Paaren offen. Zwei Networker sind massgeblich an dieser Errungenschaft beteiligt.
Liechtenstein zündet den LGBTI-Turbo! Nach dem überarbeiteten Adoptionsgesetz von 2023 ging es jetzt auch mit der Ehe für alle sehr schnell.
Vor einem Jahr haben wir noch berichtet, dass der Gesetzesentwurf als Nächstes in die Vernehmlassung gehen würde. «Im Idealfall feiern wir an der liPride am 8. Juni 2024 dann die Einführung der Ehe für alle», sagte damals Networker Daniel Seger, der als Abgeordneter im liechtensteinischen Landtag die Reform entscheidend vorangetrieben hat. Und genau so ist es jetzt gekommen.
Kaum kirchliche Gegenwehr
Die Vernehmlassung durch die Regierung dauerte von Juli bis Oktober 2023. Abgesehen von einer einzigen negativen Eingabe (mit dem Absender Erzbistum Vaduz) gab es nur unterstützende Voten.
Nach dem altersbedingten Rücktritt des homophoben Erzbischofs Wolfgang Haas hat inzwischen auch die kirchliche Gegenwehr nachgelassen: Der interimistische Nachfolger Bischof Benno Elbs signalisiert deutlich mehr LGBTI-Freundlichkeit.
Während der März-Landtagssitzung fand dann die erste Lesung der Gesetzesvorlage statt; 24 der 25 Abgeordneten stimmten für Eintreten. Die zweite und letzte Lesung war Mitte Mai und endete mit der genau gleich hohen Zustimmung. Nun wird die Ehe für alle am 1. Januar 2025 in Kraft treten.
Bemerkenswerter Erfolg
Stefan Marxer, Mitglied im nationalen network-Vorstand sowie im Vorstand des LGBTI-Vereins FLay, freut sich, dass die Ehe für alle in seiner Heimat immer mehr Unterstützung finden konnte. «Ich denke, der Erfolg der von uns organisierten liPride hat auch dazu beigetragen, anfängliche Blockaden zu lösen.»
Der Erfolg ist tatsächlich bemerkenswert: «Am Ende konnten wir mit der Vorlage sogar eines der beiden Mitglieder der rechten Oppositionspartei DpL überzeugen», so Stefan.
Droht das Referendum?
Noch haben die Gegner:innen bis Mitte Juni Zeit für ein Referendum – Stefan bleibt aber gelassen. Er glaubt nicht, dass jemand überhaupt damit beginnen wird, die nötigen 1’000 Unterschriften zu sammeln: «Erzbischof Haas ist nicht mehr an der Macht und weitere prominente Gegner der Eheöffnung sind inzwischen verstorben.» Zudem habe Erbprinz Alois öffentlich erklärt, dass er kein Veto einlegen werde.
Daniel schliesst sich dieser Einschätzung an: Er kenne weder Einzelpersonen noch Organisationen, die eine Volksabstimmung anstreben würden. Auch Stimmen, die bei der Einreichung der Motion noch forderten, zunächst die Erfahrungen mit der Ehe für alle in der Schweiz abzuwarten, seien verstummt. Die Freude über das Resultat seiner Bemühungen sei deshalb bereits jetzt «riesengross».
Dass die Hochzeitsglocken für gleichgeschlechtliche Paare im Fürstentum etwas später erklingen als andernorts, sei zwar schade, aber: «Lieber die Ehe für alle als letztes deutschsprachiges Land einführen, als damit bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu warten.»