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liPride 2023 1.7.23

Adoptionsrecht und Ehe für alle: Es tut sich was in Liechtenstein!

Das Fürstentum hat Grund zum Feiern – ein Foto von der liPride 2023 (Bild: FLay)
Das Fürstentum hat Grund zum Feiern – ein Foto von der liPride 2023 (Bild: FLay)

Liechtenstein feiert mit einer bunten Pride die bedeutsamen Meilensteine bei den LGBTI-Rechten. Mittendrin sind zwei Networker: Stefan Marxer und Daniel Seger.

Vor der zweiten Pride in Liechtenstein war Stefan Marxer, Networker und OK-Mitglied der liPride, ziemlich angespannt. Grund dafür war das Veranstaltungsdatum: Würden am 10. Juni trotz verlängertem Fronleichnam-Wochenende wieder so viele Menschen kommen wie im Vorjahr? Die Bedenken erwiesen sich jedoch rasch als unbegründet, denn wie schon bei der Premiere vor einem Jahr waren wieder etwa 1’000 bis 1’200 Teilnehmer:innen dabei. «Ich bin stolz auf unser kleines OK-Team, das erneut ein grosses, tolles, buntes, lautes, Fest von queeren Menschen für queere Menschen und ihre Allies in Liechtenstein ermöglicht hat», sagt Stefan.

Das Motto der Pride lautete «Jätzt lauft’s», was gleich in mehrfacher Hinsicht passte. So geht es einerseits bei den LGBTI-Rechten im Fürstentum zügig voran: Seit dem 1. Juni 2023 stehen sämtliche Adoptionsformen allen Personen in Liechtenstein offen. Ausserdem befindet sich die Einführung der Ehe für alle auf gutem Weg. Im wörtlichen Sinn steht das Laufen im Motto andererseits für das Mitmarschieren. Erstmals fand nämlich im Rahmen der Pride ein Demonstrationszug durchs Schaaner Zentrum statt.

Kommt jetzt die Ehe?
Ein weiteres Highlight der diesjährigen liPride war die Rede von Angela Matthes, der früheren CEO der Baloise Life (Liechtenstein) AG. Ihre Schilderung, wie sie als Führungskraft 2014 ihre Transition angegangen war, hat bei Stefan Gänsehaut ausgelöst. Auch Networker Daniel Seger, der mit Angela Matthes gut befreundet ist, war tief berührt von ihrer Rede.

Der Rechtsanwalt und Abgeordnete im liechtensteinischen Landtag konnte zwar aus zeitlichen Gründen nicht direkt in der Organisation der Pride mitwirken, sei aber dennoch für das OK von grossem Wert, wie Stefan sagt. «Wir schätzen Daniel als unbezahlbaren politischen Ratgeber, Sparring-Partner bei strategischen Überlegungen und juristisch ausgefeilten Stellungnahmen. Am Tag der liPride selbst betreut er unsere VIP-Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.»

Als Parlamentsmitglied erlebt Daniel ganz nah die historischen Fortschritte, die das Land bei den LGBTI-Rechten zurzeit macht. Nach dem überarbeiteten Adoptionsgesetz könnte es jetzt auch mit der Ehe für alle schnell gehen. Nachdem die Motion im Dezember 2022 mit 23 von 25 Unterschriften an die Regierung überwiesen wurde, hofft die queere Community noch vor der Sommerpause auf den Start der Vernehmlassung. «Im Idealfall feiern wir an der liPride am 8. Juni 2024 dann die Einführung der Ehe für alle», so Daniel.

Kein fürstliches Veto
Damit wird sich Liechtenstein nun im internationalen Vergleich zünftig verbessern. Im ILGA-Ranking, das Länder nach LGBTI-Freundlichkeit bewertet, liegt das Fürstentum aktuell auf dem schwachen 38. Platz – und damit hinter Staaten wie Albanien oder Ungarn.

Stefan und Daniel sehen in dieser Rangliste allerdings nicht den realen Alltag in Liechtenstein abgebildet. Bereits 2011 mit der Volksabstimmung zum Partnerschaftsgesetz, das mit rund 69 Prozent angenommen wurde, habe sich gezeigt, dass die Bevölkerung nicht so konservativ sei, sagt Daniel, der nicht der einzige offen schwule Abgeordnete im Landtag ist. Trotzdem gebe es auch in Liechtenstein rückwärtsgewandte Kräfte, welche diese Errungenschaften annullieren wollen. Die neuen Rechte müssten «gelebt und verteidigt» werden.

Vor einem fürstlichen Veto muss sich die LGBTI-Community indes nicht fürchten: Erbprinz Alois hatte im Februar öffentlich erklärt, dass er weder die Öffnung der Adoption noch die Öffnung der Ehe verhindern werde.

Text: Silvan Hess

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