Neben dem Kulturpreis verleiht die Kulturkommission dieses Jahr auch einen Ehrenpreis. Der Gewinner ist Frantiček Klossner. Wir haben ihn zu seinem Schaffen befragt.
Neben dem Network Kulturpreis durfte die Network Kulturkommission dieses Jahr zusätzlich einen mit 5000 Franken dotierten Ehrenpreis vergeben. Die Wahl der Fachjury ist auf Frantiček Klossner gefallen. Wie der Kulturpreis (Gewinner: Yannick Lambelet) wird auch der Ehrenpreis am 7. Juli im Kunstzeughaus Rapperswil am Zürichsee verliehen. Wir haben Frantiček zu Werk und Person ein paar Fragen gestellt.
Frantiček, herzliche Gratulation zum Gewinn des Ehrenpreises. Ehrenpreise erhält man doch sonst für sein Lebenswerk: Ist deine Karriere als Künstler denn schon vorbei?
Nein, nein: Ehrenpreise erhält man in der Schweiz ja nicht wegen eines künstlerischen Werks, sondern einfach, weil man umwerfend gut aussieht…! Aber beim Wort «Ehrenpreis» fühlt man sich tatsächlich gleich viele, viele Jahre älter. Ich habe mir nun gestern mit der Preissumme bei Aldi einen Rollator gekauft und mich für das erste Facelifting in Polen angemeldet.
Du befasst dich mit Videokunst, Installationen, Performance, Fotokunst, Zeichnung und Visual Poetry. In welcher Kunstform kannst du am besten ausdrücken, was du sagen möchtest?
Jede künstlerische Aussage verlangt nach der ihr eigenen Form. Da halte ich mich gerne an das wunderbare Zitat von Meret Oppenheim, die gesagt hat: «Meine Ideen kommen fixfertig auf die Welt, wie Athene aus dem Kopf des Zeus geboren, mit Helm und Speer, alles ist schon da!» Daher ist es bei Kunstwerken nicht bloss die Frage, wie «ich» mich am besten ausdrücken kann, sondern eher die Frage, in welcher Form eine Idee «geboren» wird.
In der griechischen Mythologie gibt es sowohl die «Kopfgeburt» – wie bei Athene – als auch die «Schenkelgeburt». Dionysos, der Gott der Lust und der Ekstase, wurde aus dem Oberschenkel seines sexsüchtigen Vaters geboren. Und der vom Vater ausgetragene Jüngling hat uns Menschen genauso viel beigebracht wie die vernünftige, kopfgeborene Athene.
Dein künstlerisches Schaffen sei durchdrungen von existenziellen Fragen, schreibt eine Laudatorin. Was bedeutet das genau und woher kommen diese Fragen?
Es sind die Fragen, die das Leben an uns, oder zumindest an mich, stellt. Dazu gehört das Schöne, Leichtfüssige und Strahlende genauso wie auch das Schmerzhafte, Grässliche und Abgründige. Von all dem habe ich genügend erlebt, um noch weitere hundert Jahre spannende Kunst machen zu können. Zum Glück gibt es die Künste, mit deren Hilfe sich die Menge an Erlebtem in kürzerer Zeit komprimiert darstellen lässt. Somit muss ich also nicht 100 Jahre weiterarbeiten. Ich schaff’s auch schneller!
Muss Kunst immer etwas aussagen, oder kann sie auch einfach «nur» schön sein?
Nur schön zu sein, das kann bei Menschen manchmal auf den ersten Blick ganz reizvoll sein. Aber wenn sie den Mund aufmachen, ist es mit der Schönheit oft schnell vorbei. Genau gleich verhält es sich auch mit der Kunst. Wenn das Schöne nichts zu sagen hat, dann hält es eben besser den Mund. Spannender als die Schönheit sind die Hingabe, die Wildheit, die bodenlose Ehrlichkeit und die Unberechenbarkeit. Solche Kunst packt deine Seele beim Schopf und bringt deine Libido auf Hochtouren. Und nebenbei bemerkt: Genau diese Kunst lohnt sich als Investment. Du kannst damit sehr reich werden, wenn du sie jetzt kaufst!
Was ist ein Genie?
(Lacht.) Ich hatte das seltene Glück, bereits mehrmals in meinem Leben einem echten Genie begegnet zu sein. Man trifft sie meist alleine, einzeln, selten in der Herde, die meisten sind schüchtern wie Einhörner. Diejenigen die ich getroffen habe, waren jedoch niemals Künstler, sondern einfach «geniale» Liebhaber!
Du stellst in der ganzen Welt aus und hast auch schon einige Preise gewonnen. Was bedeutet dir dieser Ehrenpreis von Network?
Es ist immer schön einen Kunstpreis entgegennehmen zu dürfen. Wenn der Preis aber von schwulen Männern kommt, dann riecht er einfach ganz besonders viril und unwiderstehlich nach Testosteron und Phenethylamin. Beides mag ich sehr!
Du bist ja auch selbst Networker. Warum?
Network Bern entstand damals aus meinem engsten Freundeskreis. Da war es ganz logisch mitzumachen. Und ich habe im Verlauf der vielen Jahre unzählige Freunde in Network eingeschleust. Mit Freunden wie Max Wiener haben wir so wunderbare Sachen auf die Beine gestellt, wie beispielsweise die erste GV im Nationalratssaal im Bundeshaus, wo wir Alexander Tschäppät mit Klaus Wowereit zu vielen tollen Kooperationen verkuppeln konnten. Auch meine grosse Ausstellung mit dem legendären Kölner Soziologen Alphons Silbermann entwickelte sich aus Networkfreundschaften. Ich bin ein Networker auch ausserhalb von Network! Es liegt mir im blauen Blut!
Am 17. August wird übrigens die nächste Einzelausstellung von Frantiček eröffnet. Die Networker sind an diesem Freitag um 18 Uhr herzlich an die Vernissage in die «Galerie Da Mihi» in Bern eingeladen.
Interview: Michel Bossart
Bild: vom Künstler zur Verfügung gestellt.