Schwule Medien 5.3.20
Diversität in der schwulen Medienlandschaft

An einer von der Berner Regionalgruppe organisierten Podiumsdiskussion wurde über die Zukunft von schwulen Medien debattiert. Moderiert wurde der Anlass von Medienmacher und Networker Nik Eugster.
Am 25. Februar lud Network Bern im Rahmen eines Apéro Plus Vertreter*innen schwuler Medien an eine Podiumsdiskussion in das Raiffeisen Forum ein. Der Einladung Folge geleistet haben Olaf Alp (Blu Mediengruppe Berlin), Beat Stephan (Display) und Christina Kipshoven (Mannschaft Magazin); moderiert wurde der Anlass von Networker Nik Eugster.
Christina erinnert sich: «Grundsätzlich ging es um eine Bestandsaufnahme vom Ist-Zustand und dann darum, wo und wie wir die Zukunft von schwulen Medien sehen.» Einig waren sich die Drei, dass es schwule Medien auch in Zukunft geben wird und dass es sie auch braucht. Interessanterweise gibt es im deutschen Sprachraum viele schwule aber kein einziges Magazin für trans Personen und nur eines für Lesben, das L-Mag. Ob die bestehenden schwulen Medien in Zukunft weiterhin ausschliesslich das schwule Publikum ansprechen, ist offen. Mannschaft Magazin bringt bereits teilweise Geschichten und News aus dem queeren Spektrum – im Magazin wie auch online. Gemäss Olaf von der Blu Mediengruppe lassen sich schwule und lesbische Inhalte nur schlecht verbinden, vor allem in Bezug auf die Werbepartner.
«Schwule sind als Werbezielgruppe nach wie vor sehr gefragt», zeigt sich Christina überzeugt. Oft seien sie finanziell bessergestellt, weil sie entweder Single oder Paare ohne Kinder – und darum kaufkräftiger – seien.
Uneinig waren sich die Medienmacher darüber, ob ein Inserat wie dasjenige, das sich gegen die Ausweitung des Diskriminierungsschutzes auf die sexuelle Orientierung richtete, in schwulen Medien abgedruckt werden darf. Im «Display» ist dieses Inserat Ende 2019 erschienen und sorgte hüben wie drüben für Aufregung. «Olaf ist da strikt und meinte, dass er grundsätzlich jedes Inserat drucke, solange dies nicht gegen geltendes Gesetz verstosse», sagt Christina. Bei «Mannschaft Magazin» hingegen berate man sich intern und entscheide gemeinsam, ob ein Inserat die Grundeinstellung des Magazins torpediere. Beat vom Display meinte, dass er nach dieser Erfahrung ein solches Inserat nicht mehr annehmen würde. Wichtig für alle ist, dass nicht nur Inserate, sondern auch Texte und Bilder publizierbar bleiben. Sprich: Man verzichtet bewusst auf zu viel Haut, explizite Bilder und eine derbe Sprache. Vor allem im Onlinebereich lande man sonst schnell in einem (meist amerikanischen) Filter und die Onlinepublikation oder gar der Zugang zur Website werde wegen sexuellen Inhalts gesperrt.
Zirka 35 Networker lauschten der angeregten Diskussion und zeigten grosses Interesse daran, einmal hinter die Kulissen einer Magazinproduktion schauen zu können. Klar war, dass ein reiner Printverlag kaum Zukunftschancen hat. «Die Herausforderung ist», so Christinas Schlussfolgerung, «das Onlineprodukt so zu gestalten, dass man damit kostendeckend arbeiten kann.» In absehbarer Zukunft werden die Magazine in Papierform also nach wie vor bestehen bleiben. Wichtig sei aber, dass sich die Verlage diversifizieren und Kooperationen oder weitere Geschäftszweige finden. Die Berliner Blu Mediengruppe macht das mit dem Chat/Dating-Portal «Planet Romeo» oder der Durchführung von Kreuzfahrten, das «Mannschaft Magazin» kooperiert mit anderen LGBTIQ-Medien wie dem «Cruiser», dem «360» und Network, organisiert Partys oder betreibt an der Pride eine Bar. Und ebenfalls wichtig: «Wir wollen und sollen nicht alle die gleichen Inhalte bringen. Es soll eine Diversität in der Medienlandschaft geben, und das ist gut so», meint Christina zum Schluss.
Text: Michel Bossart
Fotos: Markus Dinhobl