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network im Theater 3.10.23

Eine Komödie über die traurige Kunst der Selbst­ver­leug­nung

La Cage aux Folles
Noch bis Mitte Oktober verwandelt sich der Bümplizer Sternensaal in den Club «La Cage aux Folles» (Bild: zVg)

Networker Alex Truffer bringt in Bümpliz den queeren Klassiker «La Cage aux Folles» auf die Bühne. Seine Inszenierung gibt auch den ernsten Aspekten des Stücks genügend Raum.

Georges, der Besitzer des Nachtclubs «La Cage aux Folles», und Drag-Star Albin sind seit Jahrzehnten ein Paar. Ihr gemeinsam aufgezogener Sohn Laurent, der aus Georges’ einzigem heterosexuellen Abenteuer stammt, möchte nun heiraten – und zwar eine Frau aus einer streng katholisch-konservativen Familie. Um einen Eklat zu verhindern, soll eine «traditionelle Familie» vorgegaukelt werden, wobei Albin als Mutter auftreten wird.

Dies ist die brisante Ausgangslage des queeren Bühnenklassikers, den Networker Alex Truffer noch bis Mitte Oktober im Bümplizer Sternensaal inszeniert. Anlässlich der Premiere vom 6. September lud die Regionalgruppe Bern zum gemeinsamen Besuch; 19 Networker waren dabei.

Der Fummel muss weg!
Das Theaterstück «La Cage aux Folles» (deutscher Titel: «Ein Käfig voller Narren») wurde 1973 vom französischen Dramatiker Jean Poiret geschrieben und inspirierte später Musicals und Filmadaptionen auf der ganzen Welt.

Alex Truffer übertrug den Stoff in die Gegenwart. Was hat uns denn das 50 Jahre alte Stück heute noch zu sagen? Diese Frage findet der Theaterpädagoge und Kulturmanager schon fast zynisch. «In vielerlei Hinsicht sind wir noch kein bisschen weiter als damals», sagt Alex. In der Schweiz habe die LGBTI-Community zwar rechtlich einiges erreicht, aber man müsse nur nach Ungarn oder Polen blicken, um dramatische Rückschritte zu sehen. «Auch der Standpunkt der katholischen Kirche hat sich seit der Uraufführung des Stücks kaum verändert.»

Alex betont daher das tragische Story-Element der Selbstverleugnung konsequent mit starken Kontrasten. Die Protagonisten leben in einer Wohnung mit viel Fummel in Rot und Gold sowie erotisch anmutendem Dekor. Doch das soll jetzt alles weg! Um der Gesellschaft zu gefallen, verwandelt man das eigene Zuhause in ein biederes Domizil. Sich auf diese Weise selbst zu verleugnen, sei ebenfalls weiterhin ein aktuelles Thema.

Gratulationen per SMS
Alex hat das Stück mit Revue- und Drag-Nummern ergänzt. Man kommt nicht einfach ins Theater, man besucht das «La Cage aux Folles» und erhält Amuse Bouches und Drinks wie in einem richtigen Cabaret. Für das Service- und Barteam sei die Premiere sozusagen die Generalprobe gewesen: Volles Haus mit 144 Gästen – das konnte man vor der ersten Aufführung nicht simulieren. Wie bei jeder Premiere gab es da und dort ein paar Ruckler, insgesamt war Alex aber sehr zufrieden.

Alex Truffer
Alex Truffer in seiner Bühnenrolle (Bild: zVg)

Leider hatte er jedoch kaum Zeit, sich mit den Vereinsfreunden zu unterhalten, da er selber noch als Oberkellner Johann in eine Bühnenrolle schlüpfte. So führte Alex die Besucher:innen an ihre Tische und fungierte zwischen den Revuenummern als Conférencier. Unmittelbar nach der Aufführung habe er ein paar begeisterte Rückmeldungen von einzelnen Networkern entgegennehmen können. «Einige gratulierten mir später noch per SMS, was mich natürlich auch sehr freute.»

Alle, die Alex Truffers Inszenierung von «La Cage aux Folles» noch sehen wollen und noch keine Tickets haben, müssen jetzt tapfer sein: Die restlichen drei Aufführungen vom 13. bis 15. Oktober sind bereits alle ausverkauft.

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