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«Männertreu Suisse»
 8.7.24

Jodeln nach Herzenslust – ein urchiger Safe Space

Männertreu Suisse
Eine Probe von «Männertreu Suisse» mit Bruno (2. Reihe, 3. v. r., Bild: zVg)

Ganz normal jodeln unter dem Regenbogen: Networker Bruno Korrodi erzählt, weshalb ihm das Singen im ersten schwulen Jodlerklub der Schweiz so viel Energie gibt.

Eine bodenständig-volkstümliche Version der Schwulenhymne «Born This Way» von Lady Gaga? Oder ein gejodeltes ABBA-Medley? Das würde doch perfekt ins Repertoire des ersten schwulen Jodlerklubs der Schweiz passen!

«Nicht wirklich», meint Bruno Korrodi, Zürcher Networker und Chormitglied von «Männertreu Suisse». Ein queeres Repertoire sei nicht das Ziel. «Wir singen traditionelle Jodellieder.» Damit unterscheidet sich der Gay-Chor etwa vom neuen Frauenchor «Echo vom Eierstock», der altes Liedgut provokant feministisch uminterpretiert.

Dennoch hat der ambitionierte und schweizweit bekannte Dirigent Franz-Markus Stadelmann mit der Gründung von «Männertreu» im vergangenen Jahr für Furore gesorgt. Ein Klub, in dem schwule Männer unter sich nach Herzenslust jodeln können – das war in der doch eher konservativen Welt der Schweizer Volksmusik ein kühner Wunsch.

Ländlich geprägt
«In meinem Umfeld höre ich oft die Frage, ob es denn jetzt wirklich noch einen schwulen Jodlerklub brauche», erzählt Bruno lachend. Und seine Antwort? «Das Schwulsein ist bei den Proben kein Thema. Man fühlt sich einfach geborgen.» Ein urchiger Safe Space quasi.

Nach den intensiven, dreistündigen Proben sitzen die Klubmitglieder jeweils gemütlich zusammen, um gemeinsam zu essen. Hier sei Schwulsein dann schon ab und zu ein Thema. Die Chormitglieder reisen jeweils einmal pro Monat aus der ganzen Deutschschweiz an, viele von ihnen aus ländlichen Gebieten. Manche berichten von sehr schwierigen Coming-outs. «Das sind meist ganz andere Biografien als bei network Zürich», meint Bruno nachdenklich.

«Singen gibt mir Energie»
Bruno lebt in Oberengstringen, arbeitete als Notar und Mediator und ist mittlerweile (fast) pensioniert. Mitglied im Chor wurde er, weil neben dem Tanz und dem Theater das Singen seine grosse Leidenschaft ist. «Singen gibt mir Energie», sagt Bruno. Aber kann er überhaupt Jodeln? Nein, und das müsse er auch gar nicht! Die meisten im Chor hätten die Aufgabe, die Jodler mit Gesang zu begleiten.

Die Proben finden mittlerweile nicht mehr nur in der Zentralschweiz, sondern auch mal in Zürich oder Olten statt. Ein Auftritt sei frühestens für 2025 geplant; sie müssten erst noch viel mehr üben.

Mit rund einem halben Dutzend Jodlern und über dreissig Begleitern ist «Männertreu Suisse» inzwischen soweit besetzt, dass nur noch Männer mit Jodel- und Chorerfahrung aufgenommen werden. Diese beeindruckende Interesse ist ebenfalls eine gute Antwort auf die Frage, ob es denn einen schwulen Jodlerklub brauche.

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