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Steven Anggrek 7.5.25

«Ich bin ein Menschen­mensch, aber ein schüchtern­er»

Steven Anggrek
Selbst ausgelöst: Steven in der Anggrek Agency vor den Fotos von Richard Kranzin (Foto: Steven Anggrek)

Von Indonesien nach Zürich: Fotograf, Kurator und Networker Steven Anggrek setzt sich mit Kunst für die Sichtbarkeit queerer Perspektiven ein – und bringt Menschen zusammen.

Porträts sind Stevens Art, sich mit anderen zu verbinden. Sie bringen ihn dazu, rauszugehen und soziale Kontakte zu pflegen. «Ich bin ein Menschenmensch, aber ein schüchterner», sagt der Fotograf und Kurator über sich. Diese selbstattestierte Schüchternheit wird in seinen Werken deutlich: Die Bilder sind persönlich, aber nicht aufdringlich – und sie geben den abgelichteten Menschen oft die Möglichkeit, sich hinter einer leichten Inszenierung ein wenig zu verstecken.

Das Inszenieren liege ihm ohnehin mehr als das Dokumentieren, so Steven. Neben den Porträts gehören Stillleben mit Blumen zu seinen bevorzugten inszenierten Motiven. Er sei ein Softie und deshalb kein guter Dokumentarfotograf. «Dafür müsste man ziemlich gnadenlos sein.»

Analog mit digitalem Touch
Steven Anggrek wurde 1982 auf den Molukken geboren. Auf der indonesischen Inselgruppe waren einst die Gewürznelke und die Muskatnuss endemisch, was ihr den Beinamen «Gewürzinseln» bescherte. Hier entwickelte Steven auch seine Liebe zur Natur.

Doch ein freies Leben als schwuler Mann sei für ihn auf den Molukken nicht möglich gewesen. Er wollte seinen Eltern, die von einer heteronormativen Gesellschaft geprägt seien, nicht sagen, dass er schwul ist. «Es war einfacher, weit weg zu gehen und ein neues Leben zu beginnen.» Dieses fand er im Jahr 2010 in Zürich. «Hier kann man zumindest die Tür hinter sich schliessen und meist in Frieden mit einem Partner leben.» Die Molukken bleiben aber seine Heimat – davon könne man schliesslich mehr als nur eine haben.

In Zürich machte Steven den Master in Art Market Studies an der Uni Zürich und begann als unabhängiger Fotograf und Kurator zu arbeiten. Die von ihm gegründete «Anggrek Agency» ist ein Ausstellungsraum, der besonders queere, asiatische und weibliche Künstler:innen fördert. Gleichzeitig ist es ein sozialer Raum, wo sich Menschen beim Essen und Trinken kennenlernen – inmitten zeitgenössischer Kunst.

Als Kurator besucht er oft Künstler:innen in ihren Ateliers und macht bei dieser Gelegenheit gerne Porträts von ihnen. Dabei arbeitet er übrigens ganz traditionell mit einem physischen Film. «Analog zu fotografieren ist wunderbar, weil es einen dazu bringt, langsamer zu arbeiten und sich ganz auf den Moment zu konzentrieren», findet Steven, der seine Aufnahmen jedoch zumindest digital bearbeitet. «Ich digitalisiere die Negative mit dem Scanner und spiele mit Licht und Schatten, bis das Bild die richtige Stimmung hat.»

Richard Kranzin
Richard Kranzin fotografiert von Steven Anggrek

Gastgeber für network
Bereits zweimal hat Steven den Networkern Einblick in seine Welt gegeben: Im vergangenen September etwa in Genf, wo er gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin regelmässig Ausstellungen unter dem Namen «Bahay Contemporary» kuratiert. Im Januar 2025 organisierte er für network eine exklusive Pre-Vernissage der Gruppenausstellung «beyond the closet», die sich mit Themen wie Identität, Sichtbarkeit und queeren Lebenserfahrungen beschäftigte.

Aktuell zeigt er eine Fotoausstellung von Richard Kranzin, einem Fotografen aus Berlin. Dessen Serie begleitet ein schwules Paar, das im Wald auf einen gutaussehenden Fremden trifft.

Mehr Informationen zur Anggrek Agency gibt es hier: www.anggrek.agency 

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