Aller au contenu principal

Prix network 14.8.25

Queeram­nes­ty und der Prix network: Wirkung mit Langzeit­ef­fek­t

Queeramnesty
Bei Queeramnesty kümmern sich rund 60 Mentor:innen auf eigene Kosten um über 160 Fälle (Foto: Instagram / queeramnesty)

Sichtbarkeit, Spenden und Engagement: Networker und Mentor Dieter Achtnich erzählt, wie Queeramnesty auch drei Jahre nach der Preisvergabe noch vom Prix network profitiert.

10’000 Franken Preisgeld sind für eine kleine Organisation wie Queeramnesty mit einem Jahresbudget von rund 90’000 Franken ein bedeutender Zustupf. Dadurch konnte der Gewinner des Prix network 2022 mehr queeren Geflüchteten ein freundlicheres und sichereres Leben während des Asylverfahrens in der Schweiz ermöglichen.

Doch gerade das Beispiel Queeramnesty zeigt, dass die Auszeichnung durch network weit mehr sein kann als eine einmalige Geldspritze – nämlich ein Impuls, der noch Jahre später nachwirkt. «Der Preis hat Queeramnesty sichtbarer gemacht», sagt Networker Dieter Achtnich. «Er hat zu verschiedenen Individualspenden geführt und einige Networker überzeugt, selbst Mentor:innen zu werden.»

Zugang zur Community
Die Mentor:innen nehmen bei Queeramnesty eine tragende Rolle ein: Sie begleiten die queeren Geflüchteten vom Asylantrag bis zum Asylentscheid. Häufig seien sie die einzigen Menschen im homophoben Umfeld der Asylzentren und des Asylverfahrens, denen geflüchtete LGBTI etwas Vertrauen entgegenbringen können, sagt Dieter. Sie sind die Einzigen, mit denen sie über ihre Fluchtgeschichte, ihre Erfahrungen, Ängste und Nöte frei reden und Gefühle zeigen können.

Mit dem grössten Teil des Budgets ermöglicht Queeramnesty den Geflüchteten Besuche von Safe Spaces in verschiedenen Städten der Schweiz. Oder ganz einfach eine kleine Auszeit, fern vom Asylzentrum, vielleicht im Jura oder einer kleinen Berggemeinde, um Freunde und Gleichgesinnte zu treffen.

Dieter erzählt, wie er etwa Abel kürzlich ermuntert habe, an die Bern Pride zu reisen. Einige Tage später bedankte er sich nochmals für das Ticket und die Chance, dabei zu sein. Es sei eine tolle Erfahrung gewesen – er habe viele neue Leute kennengelernt und sogar einen äthiopischen Freund gefunden, was es für ihn noch spezieller gemacht habe.

Bereichernde Aufgabe
«Wir Mentor:innen begleiten unsere Mentees zu Arztbesuchen, zu Besprechungen mit Behörden und Asylorganisationen oder zu den enorm belastenden Anhörungen. Wir sind Brückenbauer und helfen, Worte zu finden, für das, wofür es in ihrer Kultur und in ihrem Leben keine Worte gibt», so Dieter weiter. Sie versuchen, dem, das nicht sein darf, Normalität zu geben, Wege zur Integration in die LGBTI-Gemeinschaft zu zeigen und die kulturellen Normen und Erwartungen des neuen Umfelds zu verstehen.»

Mit seinem Beitrag will Dieter auch ein Zeichen setzen gegen die mangelnde Anerkennung der besonderen Bedürfnisse von LGBTI-Geflüchteten: «In den meisten Asylzentren herrscht nun mal eine homophobe Grundstimmung; queere Geflüchtete benötigen daher zusätzlichen Halt.»

Dieter empfindet das Mentoring als sehr bereichernd – betont aber, dass es je nach Verlauf der Geschichte auch emotional belastend sein kann. Schliesslich besteht immer die Gefahr, dass der Mensch, der einem über Monate oder gar Jahre ans Herz gewachsen ist, am Ende die Schweiz verlassen muss.

Jetzt mitmachen!
Möchtest auch du dich bei Queeramnesty engagieren? Gesucht sind unter anderem Mentor:innen – vor allem in den Regionen Tessin, Basel und Bern. Du kannst die Gruppe aber auch anderweitig unterstützen: zum Beispiel in den Bereichen IT/Website, Magazinredaktion oder Social Media.

Mehr Informationen gibt es auf www.queeramnesty.ch

Newsletter-Anmeldung