network-Präsident Frank Preuss tritt an der kommenden Generalversammlung nach drei Jahren im Amt nicht mehr zur Wiederwahl an. Es wird Zeit für ein Interview.
Das stimmt, dahinter steckt eine bewusste Entscheidung. Es ist nicht nur eine Abschiedstour, auf der ich meinen Job nochmals in vollen Zügen geniesse: Ich möchte dabei auch von möglichst vielen Mitgliedern ein Feedback einholen. Denn der Verein hat sich stark entwickelt in den vergangenen Jahren, weshalb ich herausfinden will, ob wir es als Vorstand richtig gemacht haben.
Welches Feedback erhältst du?
Ich will mich nicht selbst loben…
Du wirst ja danach gefragt, das ist etwas anderes!
Es sind sehr schöne Rückmeldungen, mir wird viel Wohlwollen entgegengebracht – ein gutes Gefühl.
Wirst du das vermissen?
Klar, im Mittelpunkt zu stehen, Wertschätzung und Komplimente zu erhalten, die wir uns ja auch erarbeitet haben – das wird mir schon ein bisschen fehlen. Letztlich bin ich aber einfach dankbar, dass ich drei Jahre lang dieses Amt ausführen und dabei so viel bewegen durfte. Nach zwanzig Jahren als aktiver Networker ist es jetzt auch schön, mal «nur» ein einfaches Mitglied zu sein. Es ist nämlich schon eine zeitintensive Aufgabe.
Bleibt dir nun mehr Zeit für Hobbys?
Networking ist mein Hobby; jetzt bleibt mir mehr Zeit für die Firma. Ich habe zwar ein super Team, auf das ich zählen kann, das aber auch froh sein wird, wenn ich wieder etwas länger im Büro bleiben werde (lacht). Und darauf freue ich mich.
Grund zur Freude waren auch die politischen Erfolge, welche die Schweizer LGBTI-Community während deiner Amtszeit feiern durfte.
Ich bin stolz auf die Rolle, die network dabei spielte. Auf die interne Vernetzung, die Vernetzung mit anderen Organisationen und unsere Manpower.
Du hast schon mehrfach in deinen Reden betont, dass wir «in der Mitte der Gesellschaft» angekommen seien. Daraus schliesst man, dass die Zugehörigkeit zur Gesellschaft bei dir einen hohen Stellenwert besitzt.
Mein ganzes Leben lang gehörte ich – bewusst oder unbewusst – zu Randgruppen. Immer wieder hörte ich die Frage nach dem Was: «Was bist du? Linkshänder? Du gehörst nicht zu uns. Schwul? Du gehörst nicht zu uns.» Das nervt mich. Wir sind einfach Menschen, Punkt. Und an diesem Punkt sind wir angekommen. Mit «wir» meine ich schwule und bisexuelle Männer, denn es sind noch nicht alle LGBTI so weit. Bei trans Menschen beispielsweise braucht dieser Prozess leider noch Zeit. Als schwuler Mann sehe ich mich verpflichtet, diese Bewegung zu unterstützen.
Bist du diesbezüglich zuversichtlich?
Ich denke manchmal, dass es vielleicht eine andere Taktik bräuchte.
Eine andere Taktik?
Ich mag dieses Kampfvokabular nicht. Mit «Kampf» erreicht man heute kaum mehr etwas. Im Kampf steckt Negativität, Kampf konstruiert einen Gegner gegen den man sich richtet. Und das sorgt in der breiten Bevölkerung für Verunsicherung und schlimmstenfalls für Ablehnung. Auch unsere Prides brauchen keine «Demos» mehr. Lasst uns Feste feiern, die Bevölkerung einladen und zeigen, dass wir ganz normale Menschen sind!
Apropos «normale Menschen»: US-Präsidenten hinterlassen ihrem Nachfolger im Oval Office jeweils ein kurzes Schreiben. Was stünde in deinem Brief, wenn das bei network auch Tradition wäre?
Vielleicht mache ich das sogar. Aber dann halte ich es wie die amerikanischen Präsidenten: Der Inhalt ist nur für meinen Nachfolger bestimmt.
Ginge es nach dir, wäre das Andy Künzler. Weshalb?
Weil er die richtige Person ist für diesen Job. Weil er gut vernetzt ist und in der PoKo seine Sporen abverdient hat. Und weil er die Verjüngung unseres Vereins mit einem deutlich jüngeren Gesicht gut repräsentiert.
Wie willst du als Präsident in Erinnerung bleiben?
Eine spannende Frage. Keine Ahnung. Ich habe mich einfach bemüht, einen guten Job zu machen, das ist alles. Davon muss sich jeder sein eigenes Bild machen. Ich hatte Spass dabei und durfte viel verändern. Vielleicht werde ich dafür in Erinnerung bleiben?