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Arbeitswelt 3.12.17

Das Swiss LGBTI-Label ist startklar

Seit zwei Jahren arbeitet Yann Lavenu eng mit Wybernet am Swiss LGBTI-Label zusammen.
Seit zwei Jahren arbeitet Yann Lavenu eng mit Wybernet am Swiss LGBTI-Label zusammen.

Anfang November stellte Yann Lavenu, Leiter der Kommission Arbeitswelt, das neue LGBTI-Label vor. Sowohl KMU als auch Grossunternehmen sollen sich für das Label «bewerben».

Seit 2015 ist es in Planung und steht nun in den Startlöchern: Das «Swiss LGBTI-Label» – eine Zertifizierung, die Firmen auf die Inklusion von LGBTI-Mitarbeitenden prüfen soll. Das Label wurde gemeinsam mit den Organisationen Pink Cross, LOS, Regenbogenfamilien und TGNS erarbeitet, die Federführung hatte ein Kernteam von Wybernet und Network.

Dementsprechend gross war das Interesse seitens der Networker und auch von Wybernet. Über 40 Teilnehmende wohnten am 7. November dem Vortrag von Yann Lavenu und Andrea Gurtner in den Räumlichkeiten von Bühler Küchen AG in Bern bei.

Wohlbefinden und somit Produktivität steigern
Zu Beginn des Vortrags schilderte Yann eine berufliche Situation, die vielen bekannt vorkommen mag. Am Arbeitsplatz unterhält man sich gerne über das Privatleben, was man am Wochenende gemacht hat oder mit wem man zusammenwohnt. Oft hat dies ein Outing zur Folge. Sei es, weil man am Wochenende an einer LGBT-Party war, sei es, weil man mit seinem Partner oder ihrer Partnerin ein romantisches Wochenende in einem Wellnesshotel verbracht hat. «Statt über sein Privatleben zu berichten, herrscht oft eine betretene Stille», sagte Yann. «Man zieht sich zurück.»

Wer am Arbeitsplatz geoutet ist, fühlt sich akzeptiert und folglich wohler. Somit steigt die Zufriedenheit und die Produktivität des Mitarbeitenden, die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung – und die für den Betrieb damit verbundenen Kosten – sinkt. Hiervon besonders betroffen sind Transmenschen, die ihre Stelle nicht selten in Folge einer Transition verlieren.

Hier greift die Idee des Swiss LGBTI-Labels. Es untersucht Firmen auf ihre Sensibilität für LGBTI-Themen und ihre Akzeptanz von LGBTI-Mitarbeitenden. Eine Zertifizierung signalisiert gegen aussen, dass LGBT-Mitarbeitende sich hier aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität keine Sorgen machen müssen und sich voll und ganz ihrer Arbeit widmen können.

Zertifizierung anhand von Fragebogen
Gemeinsam mit Wybernet schaute die Kommission Arbeitswelt nach Grossbritannien und Deutschland, wo ähnliche Labels bereits existieren. Nach Vorbild des Siegels «Pride 175» in Deutschland stellte das Kernteam einen Fragebogen zusammen, den Firmen im Rahmen einer Bewerbung für das Label ausfüllen müssen. Untersucht wird die Positionierung in sechs Bereichen: die Vorbeugung von Diskriminierung, die Chancengleichheit aller Mitarbeitenden, die Inklusion von transgeschlechtlichen und intersexuellen Mitarbeitenden, die Inklusion von schwulen, lesbischen und bisexuellen Mitarbeitenden, die Förderung von Akzeptanz in der Gesellschaft sowie «die extra Meile». Letzteres kann sich auf ein spezifisches Engagement beziehen, etwa das Sponsoring einer Prideveranstaltung. Hochschulen werden auf einen zusätzlichen Bereich geprüft: der Inklusion von LGBTI-Studierenden.

Für ein KMU soll die Zertifizierung 200 Franken kosten, für ein Grossunternehmen 2000 Franken. «Wir möchten Firmen natürlich ermutigen, ihr Engagement im Bereich LGBTI zu verbessern und sich erneut zertifizieren zu lassen», sagte Yann.

Dieses Jahr konnte ein Pilotprojekt mit acht Firmen und Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen gestartet werden, darunter ein KMU, ein Pharmakonzern, eine Bank, eine Versicherung, eine Hochschule, ein halbstaatliches Unternehmen und ein Medienunternehmen.

Gegenwärtig wird am Aufbau der Website gearbeitet, voraussichtlich nächstes Jahr soll das Label dann an die Öffentlichkeit gehen. «Wir haben noch einige Arbeit vor uns», sagte Yann. «Dazu gehört der Wechsel von der Pilot- in die operative Phase.»

Von den Networkern wünscht Yann eine aktive Beteiligung in der Lancierung des Labels: «Sprecht darüber, mit euren Freunden, Kollegen und Mitarbeitenden. Lasst euer Unternehmen zertifizieren oder sprecht mit eurem Arbeitgeber darüber. Schliesslich wollen wir für Firmen der erste Ansprechpartner werden, wenn es um LGBTI-Themen am Arbeitsplatz geht.»

www.lgbti-label.ch

Text: Greg Zwygart

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