Das queere Filmfestival Pink Apple, das grösste seiner Art in der Schweiz, wurde dieses Jahr 25 Jahre alt. Networker Peter Christen arbeitet im Sponsoringteam mit und spricht über die Herausforderungen, ein solches Festival auf die Beine zu stellen.
Peter, das Pink Apple Festival ist fast so alt wie Network. Dieses Jahr lief die 25. Edition über die Bühne. Wie lange bist du schon dabei, was ist die Motivation für deine Mitarbeit und was deine Funktion beim queeren Schweizer Filmfestival?
Ich bin erst seit zirka einem Jahr dabei, und zwar als Mitglied des Sponsoringteams. Ich helfe also mit, Sponsoren zu finden und zu behalten. Ich habe das Pink Apple immer gerne besucht: Die hochkarätige Filmauswahl und das ganze Drum und Dran haben mich begeistert. Als ich angefragt wurde, ob ich beim Sponsoring mitarbeiten wolle, war ich am Anfang unsicher, ob ich da der Richtige bin. Inzwischen fühle ich mich in dieser Aufgabe wohl und freue mich, einen Beitrag zu gelungenen Festivals leisten zu können.
Wie schwierig ist es, für ein queeres Filmfestival Sponsoren zu finden?
Mit unseren zwei Hauptpartnern –ZKB und Swiss – haben wir treue und zuverlässige Grosssponsoren. Das Filmfestival kann zum Glück auch sonst auf regelmässige Sponsorinnen und Gönner zählen. Zudem werden wir auch von der öffentlichen Hand, das heisst von Stadt und Kanton Zürich, dem Kanton Thurgau und der Stadt Frauenfeld unterstützt. Wenn wir jedes Jahr neue Hauptpartner und Sponsorinnen suchen müssten, wäre es wesentlich schwieriger.
Wie ist Network als Verein am Pink Apple beteiligt?
Grundsätzlich sind Network und Pink Apple zwei unabhängige Vereine. Network war in der Vergangenheit fast immer mit einem Werbe-Dia präsent. Dass das jetzt wieder so ist, ist der Regionalgruppe Zürich zu verdanken. Im Weiteren hat die Politische Kommission von Network (PoKo) dieses Jahr erreicht, dass Milosz Prezepiórkowski von der polnischen Organisation Lambda Warszawa kurzfristig als Festivalgast eingeladen wurde und von deren Aktivitäten zugunsten von queeren Geflüchteten aus der Ukraine und Russland erzählen konnte. Die PoKo ist für die Reisekosten von Milosz aufgekommen. Zudem gibt es personelle Verbindungen, zum Beispiel unterstützen viele Networker das Pink Apple, indem sie Vorstellungen besuchen, beziehungsweise Sponsoren oder Gönner sind.
Wie gut ist das Festival für die Zukunft aufgestellt?
Das Festival ist immer gut bis sehr gut besucht und geniesst in der Community grosses Ansehen. Insofern denke ich, dass Pink Apple gut aufgestellt ist. Klar, wenn von heute auf morgen Leitfiguren von Pink Apple oder die Hauptpartner abspringen würden, wäre es schwierige Oft geht nämlich vergessen, wie aufwendig die Organisation eines solchen Filmfestivals ist. Es ist eine grosse Kiste: An die siebzig Menschen arbeiten in der einen oder anderen Weise am Erfolg mit, viele sogar in mehreren Funktionen.
Queere Filmfestivals haben es gerade in Osteuropa nicht einfach. Network engagiert sich da auch. Wie genau?
Schon seit Jahren unterstützt die Politische Kommission (PoKo) das queere Filmfestival «Side by Side» in Russland. Im Jahr 2015 gab es sogar eine Network-Reise nach St. Petersburg, um das Festival zu besuchen. Man hat den Kontakt mit den dortigen Organisatoren stets aufrechterhalten und das Festival ideell und auch finanziell unterstützt. Es ist traurig, wie sich die Stimmung in Russland seither ständig zum Schlechteren gewandelt hat. Es wurde immer schwieriger, das Festival überhaupt durchzuführen. Dieses Jahr mussten die Haupt-Organisatorinnen von «Side-by-Side» aus Russland fliehen.
Gehst du selbst auch gerne ins Kino?
Ja natürlich, in die Pink Apple-Vorstellungen und auch sonst! Reine Actionfilme oder Krimis sind nicht mein Ding. Gerne sehe ich Filme mit einem historischen Bezug, queerem Inhalt oder Dokumentarfilme.
Text: Michel Bossart