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Zoom-Apéro 29.4.21

«Schwuchtel» – ein Kurzfilm über Homophobie am Gymnasium

Schauspieler Jacques Lepesqueur
Schauspieler Jacques Lepesqueur

Der Film «PD» des Pariser Regisseurs Olivier Lallart ist auf Youtube sehr erfolgreich. Networker aus der ganzen Schweiz diskutierten mit Olivier und den beiden Protagonisten über den Film.

Am 6. April schalteten sich über 30 Networker aus der ganzen Schweiz in einen Zoom-Apéro, der von der Regionalgruppe Genf organisiert worden ist. Ob das grosse und nationale Interesse daran lag, dass die Kinos seit langer Zeit geschlossen sind und vielen sich wieder mal mit dem Thema Film auseinandersetzen wollten? Zu Gast waren nämlich Olivier Lallart, Regisseur des Films «PD» (deutsch: «Schwuchtel») mitsamt seinen zwei Hauptdarstellern Paul Gomérieux (Thomas) und Jacques Lepesqueur (Esteban). Der Pariser Regisseur hat seine eigene Homosexualität erst spät entdeckt und hat mit «PD» nun noch ein künstlerisches Comingout geschaffen, wie er den Anwesenden erklärte.

Im Film – der auf Youtube schon über zwei Millionen Mal angeklickt wurde – geht es um den 17-jährigen Thomas, der sich zu seinem Schulkollegen Esteban hingezogen fühlt. Nachdem die beiden sich im Rahmen eines Gesellschaftsspiels küssen mussten, geht ein Gerücht durchs Lycée: Thomas ist schwul. Schon bald fallen die ersten homophoben Kommentare und Thomas muss sich seinen Kolleg*innen stellen.

Networker Christophe Margaine moderierte die gut einstündige Diskussionsrunde, in der Regisseur und Schauspieler darüber sprachen, wie der Film entstanden ist und welche Herausforderungen sie zu meistern hatten. So meinten die beiden Hauptdarsteller zum Beispiel, dass sie – als heterosexuelle Männer – grossen Respekt vor der Rolle gehabt hätten. Über die Zusage seien sie zwar beide hoch erfreut gewesen, doch hätten sie auch Bedenken gehabt, ob sie ihre Komfortzone verlassen und einen schwulen Charakter spielen könnten. «Klar», meinte Paul, «ich hatte Angst, dass ich etwas falsch machen und damit Menschen beleidigen könnte.» Die beiden Protagonisten sind sich aber einig: Die Realisation dieses Films hat ihnen Spass gemacht und sie um wertvolle Erfahrungen bereichert.

Olivier drückte seine Freude darüber aus, dass sein Film nicht nur in Frankreich, sondern auch in Brasilien und Russland auf grosses Interesse stösst, wie die Youtube-Auswertungen ergeben. Der Kurzfilm wurde und wird in verschiedene Sprachen untertitelt, darunter auch Englisch, Spanisch, Portugiesisch Arabisch, Mandarin, Hindi und Japanisch.

Oliver wollte nicht nur einen künstlerischen Film rund ums Thema Coming-out machen, sondern auch einen pädagogischen. Das ist ihm gelungen, wird doch der Film nun in französischen Gymnasien gezeigt. Oft begleitet er und seine Protagonisten die Vorführung und im Anschluss finden jeweils angeregte Diskussionen über Homophobie unter Jugendlichen statt.

Doch warum spielen eigentlich zwei Heterosexuelle die Charakteren der beiden schwulen Jugendlichen? Olivier zuckt die Schultern und sagt: «Es ist verboten, bei einem Casting die Schauspieler nach ihrer sexuellen Orientierung zu fragen. Ich habe mich für Paul und Jacques entschieden, weil sie für die Rolle am besten geeignet waren. Erst viel später habe ich herausgefunden, dass beide heterosexuell sind.» Und er fügt an: «Schauspieler müssen in der Lage sein, Heteros und Homos zu spielen. Ihr Job ist es ja, in eine Rolle zu schlüpfen und einen Charakter glaubhaft darzustellen. Das ist Kino.»

Text: Michel Bossart

 

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