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Queeres Landleben 8.5.24

Schwul auf dem Land: Eine Kurzdoku, die bewegt

Johannes Regotz
Dreharbeiten bei Johannes Regotz im Wallis (Bild: zVg)

Ein neuer Rundschaubeitrag des Zürcher Networkers und Journalisten Thomas Vogel beleuchtet die Herausforderungen schwuler Männer in ländlichen Gebieten. Zahlreiche Reaktionen zeigen: Das Thema bewegt.

«Schwule auf dem Land? Ist das heute noch der Rede wert? Ist das noch einen Filmbeitrag wert?» Diese Fragen gingen dem SRF-Journalisten Thomas Vogel durch den Kopf, als ihn sein (heterosexueller) Chef mehrmals bat, dieses Thema in einem Rundschau-Film zu behandeln.

Das neue Mitglied der Regionalleitung von network Zürich macht im Beruf normalerweise einen Bogen um queere Themen. Er komme sich dabei als Schwuler irgendwie «befangen» vor. Doch rückblickend war er froh, dem Drängen seines Chefs schliesslich nachgegeben zu haben. Es sollte sich zeigen: Zu diesem Thema gibt es mehr als genug Stoff.

Zahlreiche Kandidaten
Als äusserst hilfreich bei der Recherche entpuppte sich der neugegründete «Jodlerklub Männertreu». Gleich vier schwule Hobby-Jodler hätten sich für die intimen dokumentarischen Dreharbeiten zur Verfügung gestellt. Zusätzlich kontaktierte Thomas mit dem Walliser Johannes Regotz alias «Heischi» einen früheren Kandidaten der Sendung «Bauer, ledig, sucht…».

Am Ende entschied sich Thomas bei der Wahl seiner Protagonisten für Johannes sowie für den Servicetechniker Daniel Frei aus dem Emmental. Zudem porträtierte er im 16-minütigen Film auch Daniel Dennler und seinen Partner, die zusammen in Melchnau einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Hofladen führen.

Als Schwuchtel beschimpft
Letztere scheinen ein erfülltes und friedliches Leben auf dem Land zu gestalten. Ihre Homosexualität sei im Dorf kein Thema. Im Gespräch mit Daniels Mutter kommen aber auch andere Aspekte ans Licht: Daniel hatte einst eine Freundin und wollte sein Schwulsein verdrängen. Ein benachbarter Bauer habe ihn zudem mal vom Traktor aus als «Schwuchtel» beschimpft.

Johannes wiederum fuhr immer nach Bern, um Männer kennenzulernen. Bei seiner Rückkehr sagte er am heimischen Bahnhof jeweils zu sich: «Ab hier bist du nicht mehr schwul.» Sein Freund in der Stadt wollte nicht mit ihm ins Wallis ziehen – daraufhin trennten sie sich. Auch Daniel Frei hat gescheiterte Beziehungen hinter sich und ist auf der Suche. Es sei auf dem Land schwierig, einen schwulen Partner zu finden.

300’000 Zuschauer:innen
Thomas ist ein einfühlsamer, vielschichtiger Film gelungen, der den Zuschauer:innen keine Sichtweise aufdrängt, sondern seine Hauptdarsteller sprechen lässt. «Ich mag Stellen, wo sich Menschen unterhalten und wir ihnen dabei zuhören können», sagt Thomas. Eine der stärksten Szenen sei für ihn deshalb Daniels Gespräch mit seinem Bruder, in dem er die Möglichkeit einer Welt durchdenkt, in der er sich nie geoutet hätte.

300’000 Zuschauer:innen sahen den Rundschau-Beitrag im Live-Programm, was einer Einschaltquote von 22 Prozent entsprach. In den Tagen nach der Ausstrahlung erreichten Thomas zahlreiche positive Reaktionen. Darunter waren auch rund 20 Rückmeldungen von Networkern. «Viele bedankten sich dafür, dass dieses Thema im Schweizer Fernsehen Platz gefunden hat. Einige erkannten wohl auch Parallelen zu ihrer eigenen Biografie und fühlten sich für einmal wahrgenommen», sagt Thomas.

Spätestens jetzt war ihm klar: «Schwul auf dem Land» – das bietet in der Schweiz leider auch heute noch genug Material für nachdenkliche Dokumentarfilme.

Hier kannst du dir den Beitrag aus der Rundschau in voller Länge ansehen!

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