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Gay Lifestyle 5.10.20

Sehr harte Zeiten für Saunabetreiber

Wie geht die Coronakrise mit typisch schwulen Einrichtungen um? Saunas mussten von heute auf morgen ihren Betrieb einstellen. Den Betreibern wurde so ihre wirtschaftliche Grundlage entrissen. Nicht alle haben überlebt.  

Die Coronakrise forderte und fordert immer noch Opfer. Die meisten Menschen sind in irgendeiner oder anderen Art von den behördlichen Massnahmen betroffen. Für einen Grossteil sind die ökonomischen Auswirkungen der Massnahmen negativ bis ruinös, wenige gibt es, die mit innovativen Ideen und unternehmerischen Einfallsreichtum von der Krise sogar profitieren konnten.

Unter den Networkern gibt es viele selbstständige Unternehmer, denen von einem Tag auf den anderen die wirtschaftliche Grundlage entzogen wurde, weil sie nicht mehr arbeiten durften. So erging es auch den Betreibern von Schwulensaunen. Erik Zgraggen von der Berner Sun-Deck sagt: «Wir Saunabetreiber ziehen alle am gleichen Strick: Viele Menschen sind verunsichert und sehen darum von einem Saunabesuch ab.» Dabei sei für die Sun-Deck ein schöner Sommer normalerweise überhaupt kein Nachteil, weil sich die Sonnenterrasse grosser Beliebtheit erfreue.

Community hat es in der Hand
Seit dem 6. Juni dürfen Saunas in der Schweiz wieder geöffnet haben. «Wir haben ein Schutzkonzept», meint Erik, «und wir setzen auf Eigenverantwortung.» Dass trotzdem weniger Männer seine Sauna besuchen, stimmt ihn nachdenklich: «Wenn weitere Saunas, Clubs und Bars aus wirtschaftlichen Gründen schliessen müssen, dann gibt es in der Schweiz bald keine Orte mehr, wo die Community sich treffen kann. Das wäre wirklich schade.» Die Gründe für das Ausbleiben vieler Gäste sieht Erik in der Angst vor dem erhöhten Ansteckungsrisiko und der Registrierungspflicht: «Die Behörden schreiben uns vor, dass wir die Daten aller Besucher während zwei Wochen behalten müssen. Es muss sich aber niemand fürchten, dass jemand im Falle eines Ansteckungsfalles zwangsgeoutet wird, falls das seine Bedenken sein sollten.» Denn die Behörden werden nicht bekannt geben wo, sondern nur dass man Kontakt mit einer infizierten Person gehabt hat.

Angst vor Ansteckung
Patrick Perret-Gentil von der GOTHICSAUNA in Lugano wollte die Gründe für das Ausbleiben seiner Gäste genauer ergründen und hat darum zwischen dem 17. und 22. August eine Umfrage gemacht. Von den 100 Personen, die daran teilgenommen haben, sind ein Viertel nach Aufhebung des Lockdowns wieder in die Sauna gekommen. Fast die Hälfte der Teilnehmer (43 Prozent) antwortete, dass sie im Sommer nicht in die Sauna gehen. Interessant waren die Gründe derjenigen, die in anderen, dieses Jahr aber nicht gekommen waren: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von diesen Männern die Hälfte nicht kam, weil sie das gute Wetter nutzten, um draussen zu sein, 30 Prozent hatten Angst vor dem Virus, 15 Prozent wollten ihre persönlichen Daten nicht hinterlassen und 7 Prozent konnten sich einen Saunabesuch aus finanziellen Gründen nicht leisten. Auch Patrick ist beunruhigt: «Die Situation ist im Moment schon katastrophal, eine zweite Welle wäre fatal. Sollten im Winter die Fallzahlen weiter steigen und noch mehr Kunden fernbleiben – na dann viel Glück!» Patrick war schon vor dieser Krise der Meinung, dass nicht nur die sozialen Netzwerke, sondern auch die vielen Billigflüge an beliebte Destinationen Schuld an dem seit einigen Jahren zu beobachtende Kundenrückgang in LGBTI-Einrichtungen sind. «Jetzt, da alles in Frage gestellt ist, ist es an der Zeit, diese Billigflugklientel zurückzugewinnen. Er setzt dabei auf eine Marketingkampagne in den sozialen Netzwerken und meint: «Ich hoffe, dass ein Wiederaufflammen der Pandemie diese Bemühungen nicht zunichte machen wird!»

Vom Virus in die Knie gezwungen
Jemand der die Hoffnung ganz aufgegeben hat, ist Richard Garzarolli. Er war Inhaber der ältesten Schwulensauna in der Romandie – der TopClub in Lausanne, die er 1984 eröffnet hatte. Das Virus zwang Richard seine Einrichtung am 5. September nach sechs Monaten ohne Aktivität endgültig zu schliessen. Er sah keine Möglichkeit, seine Sauna mit Maskentragepflicht und Kontaktdatenaufnahme weiterzuführen und hatte darum auch gar nicht erst wieder geöffnet. Networker Fred Bourdier, der Richard seit 2007 kennt, sagt: «Richard gebührt Dank. Während 36 Jahren hat er mit seiner Persönlichkeit und seinem Etablissement viel zur Lausanner Community beigetragen.»

Text: Michel Bossart
Bild: iStockphoto

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