Architekt und Networker Basil Spiess erhielt mit seinem Büro Skop den Auftrag, das neue Gesundheitszentrum Checkpoint Zürich zu gestalten. Es entstand ein Ort mit selbstbewusst frischem Auftritt.
Sich als Raumspezialist, der selbst zur LGBTI-Community gehört, Gedanken über das Wesen von Queer Spaces zu machen, war für Basil Spiess eine spannende Aufgabe. Aber auch eine knifflige: Der Begriff «queer» stehe ja genau dafür, sich einer einengenden Definition und Kategorisierung zu entziehen und vor allem die Vielfalt in den Vordergrund zu stellen. Der Zürcher Networker und Partner des Architekturbüros Skop hat eine persönliche Interpretation von Queer Space gefunden: ein Ort ohne Vorurteile.
Mit diesem Ansatz ging er im vergangenen Jahr den umfangreichen Ausbau des Checkpoint Zürich an, dem es am alten Standort zunehmend an Raum mangelte. An der Limmatstrasse finden nun 40 Mitarbeitende auf zwei Geschossen und 900 Quadratmetern Platz. Hauptverantwortlich für das Projekt waren die Trägervereine Arud und Sexuelle Gesundheit Zürich.
Orte der Begegnung
«In einem idealen Queer Space dürfen alle so sein, wie sie mögen – es gibt keine schrägen Blicke etwa für unkonventionelle Kleidung oder Genderfluidität», sagt Basil. «In der Vergangenheit waren historische Queer Spaces wie Underground-Bars und Privatclubs oft die einzigen sicheren Orte für das Anderssein.»
Die zentralen Erschliessungs- und Warteräume im Checkpoint wurden deshalb zur Hommage an queeres Kulturleben, an Bars und Clubs – als Orte des Feierns, aber auch als Orte der Begegnung, Kreativität und changierender Lebensentwürfe. Sichtbare Technik, Betonrohdecken und schwarz lackierte Einbauelemente: Diese einfachen Ausbaustrategien kennt man aus der alternativen Clubszene, oft bedingt durch ein knappes Budget. Auch beim Checkpoint war der Kostenrahmen eng gesteckt, die Parallelen lagen also auf der Hand. Es galt, mit einfachen Mitteln ein stimmungsvolles Ganzes zu kreieren.
Sichtbar und diskret
Im Kontrast zur prägnant gestalteten Mittelzone sind die hellen, grosszügigen Beratungs- und Medizinzimmer schlicht gehalten und unterscheiden sich nicht von anderen modernen Praxisräumen. Auch dies eine bewusste Entscheidung: «Denn das Bedürfnis, so angenommen zu werden, wie wir sind, teilen schliesslich queere Menschen mit allen anderen», sagt Basil.
Eine besondere Herausforderung war der Wunsch nach mehr Sichtbarkeit: Der Checkpoint soll sich nicht verstecken, sondern offen als Gesundheitsinstitution erkennbar sein. Allerdings muss zugleich die Privatsphäre der Besucher:innen gewahrt werden. Skop löste diesen Zielkonflikt, indem das Labor und ein Administrationsraum, wo sich ausschliesslich Personal aufhält, wie eine Art «Schauküche» an die Strassenfassade gelegt wurde. Für Menschen, die mehr Diskretion wünschen, gibt es neben dem exponierten Haupteingang zusätzlich einen unauffälligen Nebeneingang.
Aber wo bleibt eigentlich der Regenbogen? Die knalligen Farben der Pride-Flagge wären Basil etwas zu direkt und plump gewesen. Das Bunte, Fluide und Mehrdeutige des Regenbogens findet man in Form von irisierenden Klebefolien auf den Glastüren wieder. Diese ändern je nach Blickwinkel ihren Farbton.
Es steckt übrigens noch mehr network im neuen Checkpoint Zürich: Regionalleiter Mirco Kurt hat mit seiner Firma Kurt Wohndesign die Bodenbeläge eingebaut.