Im vergangenen Herbst ging der Basler Regionalleiter Thomas Wehry den Jakobsweg. An einer Network-Soirée Ende März berichtete er von seinen Erlebnissen.
Rund zwanzig Networker finden sich am 20. März im Basler «Teufelhof» ein, um den Erzählungen des Basler Regionalleiters Thomas Wehry zu lauschen. Dieser ist im letzten Herbst den Jakobsweg gelaufen, nun schildert er seinen Vereinskollegen, was er auf der berühmten Pilgerroute erlebt hat.
Nie alleine und doch einsam
«Am achten Tag will ich abbrechen» – mit diesen Worten beginnt der Erfahrungsbericht, den Thomas in der Form eines unterhaltsamen Fliesstextes präsentiert. Der 38-Jährige startete seine Reise am 4. September 2016, im südwestfranzösischen Saint-Jean-Pied-de-Port. Das Ziel: Santiago de Compostela in der nordwestspanischen Provinz Galicien. Die 800 Kilometer zwischen Ausgangs- und Zielort verlangten dem Kulturmanager einiges ab. Ein 12-Kilogramm schwerer Rucksack, geplatzte Blasen an den Füssen und heisse Temperaturen setzten dem Körper zu, nervenzehrende Wandergenossen und anstrengende Bedingungen in den Unterkünften forderten Thomas mental. «Man ist fast nie alleine, überall sind Pilger. Momente der Privatheit sind selten, einsam kann man sich dennoch fühlen.» Dazu kommt die Unsicherheit, ob man in den überfüllten Herbergen auch wirklich jeden Abend ein Bett findet? «Auf dem ersten Streckendrittel bis nach Burgos lernt man seinen Körper und die eigene Leidensfähigkeit kennen», so Thomas. «In dieser Phase brauchte ich viel Zeit für mich alleine», erinnert er sich.
«Psychoterror» und Highlights
Diese dunkleren Episoden werden immer wieder von lichten, freudvollen Momenten abgelöst. Die Networker hören Geschichten über «Landschaften, die einem den Atem rauben» oder über die Vorzüge einer «angenehmen Pilgergemeinschaft». Eine solche bildete Thomas im Verlauf der Reise mit vier sympathischen Frauen, was besonders auf dem zweiten Streckendrittel von Burgos nach León äusserst hilfreich war. «Zwischen diesen Städten liegt eine öde Ebene.» Oft sehe man nichts ausser ein paar Bäumen oder einem Kirchturm in der Ferne, «Zielpunkte, die nicht näherkommen wollen». Das sei Psychoterror pur. «Umso wertvoller, wenn man sich gegenseitig unterstützen, motivieren und auffangen kann.» Auch hinsichtlich der Unterkünfte konnte er ab und an eine positive Abweichung verzeichnen. «Saubere Herbergen, saubere Duschen, all das wird zum Luxus.»
Gloriose Endphase
Der letzte Streckenabschnitt. «300 Kilometer, die wie im Flug vergehen», berichtet Thomas. Seinen Füssen ging es besser, er führte viele tiefgehende Gespräche, die Szenerie wurde wieder abwechslungsreicher. «In dieser Endphase bin ich sehr emotional, immer wieder überkommt es mich und ich habe Tränen in den Augen», liest Thomas. Am 1. Oktober, an seinem 38. Geburtstag, stand er vor der Kathedrale von Santiago de Compostela. «Die Gefühle in diesem Moment sind überwältigend.» Nach Abschluss der Wanderung blieb er noch drei Tage in Santiago. «Wir haben Erlebnisse ausgetauscht, die Stadt erkundet und gefeiert.» Die Networker hören den Schilderungen aufmerksam zu, im Anschluss werden viele Fragen gestellt. Eine davon: «Würdest du den Jakobsweg noch einmal machen?» Thomas bejaht, in 20 Jahren will er den Wanderstock erneut in die Hand nehmen. «Dann werde ich aber in Basel starten.»
Text: Markus Stehle
Bild: zvg