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LGBTIQ-Forschungspreis 10.6.18

Freundschaften unter Frauen sind eher besser erforscht

Tobias Urech ist der Gewinner des LGBTIQ-Forschungspreises 2018
Tobias Urech ist der Gewinner des LGBTIQ-Forschungspreises 2018

Der 23-jährige Tobias Urech ist der Gewinner des LGBTIQ-Forschungspreises 2018, der anlässlich der IQS-Forschungsnacht zum dritten Mal verliehen wurde. In seinem Referat beleuchtete er eine Freundschaft zwischen zwei bürgerlichen Frauen des 20. Jahrhunderts.

Am 15. Mai fand an der Universität Zürich die dritte IQS-Forschungsnacht statt. «Rund 120 Interessierte sind gekommen und haben den zwölf Referaten aufmerksam zugehört», berichtet Networker Jürg Koller. Der Anlass fand unter dem Patronat von Network und dem Verein «Z&H» statt. Am Ende der Veranstaltung wurde dem Gewinner, der aus einem Publikumsvoting und der Rangierung einer Fachjury hervorging, der LGBTIQ-Forschungspreis verliehen. Dieser ist mit 500 Franken dotiert und wird von Network gesponsert.

Dem gutdurchmischten Publikum gefiel letztendlich der Beitrag von Tobias Urech am besten. Der 23-jährige Zürcher studiert zurzeit im Master «Gender Studies» an der Universität Basel. In der von ihm präsentierten Arbeit geht es um einen Briefwechsel zweier Frauen in den 1930er-Jahren. «Im Frauenarchiv der Gosteli-Stiftung in Worblaufen bin ich auf diesen Briefwechsel zwischen zwei bürgerlichen Frauen gestossen und war vom Thema sofort fasziniert», erinnert sich Tobias. Er entschloss sich, im Rahmen seines Bachelor-Studiums eine freie Seminararbeit einzureichen und untersuchte diese intensive Frauenfreundschaft. Ob es sich bei den zwei Frauen um ein Lesbenpärchen gehandelt habe, kann und will Tobias nicht beantworten: «Diese Nomenklatur ist neu; die homosexuelle Identität entwickelte sich erst mit der Zeit und war damals eher neu.» Fakt sei, dass es viele Frauen gab, die in eheähnlichen Beziehungen zusammenwohnten und auch das Bett zusammen teilten, sich aber nicht als Lesben bezeichnet hätten. Ob es dabei zu sexuellen Handlungen gekommen ist, ist heute schwierig zu sagen.

Und wie kommt ein junger schwuler Student dazu, sich so intensiv mit Frauengeschichten zu befassen? Tobias lacht und sagt: «Frauen sind ja mindestens genauso spannend wie Männer. Ausserdem gibt es mehr Forschungsliteratur, die sich mit der Frauenbewegung befasst. Im Unterschied zu schwärmerischen Männerfreundschaften ist das Thema bei den Damen eher besser erforscht.»

Dank den vielen motivierten Gender-Studierenden und -Forschenden ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die «Männer» etwas aufholen werden.

Text: Michel Bossart

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