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Drag-Comedy
 9.9.24

Humor in High-Heels: Wie networker Nils zu La Veuve Kiri wurde

La Veuve Kiri
Fühlt sich auf der Bühne bereits wie zuhause: La Veuve Kiri (Bild: Luca Steiner)

In seiner Bühnenfigur La Veuve Kiri vereint Nils Rickert seine Leidenschaft für Drag und Comedy. Wir sprachen mit dem Zürcher Networker vor und nach der Premiere seines ersten Programms.

Nils Rickert wirbelt seit längerem gerne mit seinen Outfits geschlechtsspezifische Stereotypen durcheinander. So konnte man den Management-Berater schon mit High-Heels und lackierten Fingernägeln in Kombination mit «männlichen» Cargo Pants an network-Anlässen antreffen.

Schon länger hat er auch insgeheim mit einem eigenen Stand-up-Programm geliebäugelt. Doch es brauchte den ersten Dragauftritt als Initialzündung, damit sich die beiden Konzepte Drag und Comedy in seinem Kopf wie zwei Puzzleteile vereinen konnten. «Was mir zum eigenen Programm fehlte, war eine Bühnenfigur», beschreibt Nils sein damaliges Aha-Erlebnis. Diese Figur fand erin La Veuve Kiri.

Rhetorisch abgebrüht
Es ist der 19. August 2024, zwei Tage vor der Premiere im Zürcher KWEER. «Überraschend ruhig» sei Nils noch. «Vermutlich, weil ich ein äusserst wohlwollendes Publikum haben werde.» Rund zwei Dutzend Personen aus seinem Umfeld hat er eingeladen; dazu kommen noch Networker und Interessenten.

Ausserdem verfügt Nils über langjährige Erfahrung als Workshop-Moderator. Damit besitzt er die nötige rhetorische Abgebrühtheit, um sich eloquent und humorvoll aus brenzligen Situationen zu reden. «Das gibt mir eine gewisse Sicherheit.» Seine Mitbewohnerin, eine Schauspielerin, gab ihm zudem folgenden Tipp: «Bring am Anfang einen sicheren Lacher, dann bist du gleich drin.»

Die lustige Witwe
Das Debüt als Dragqueen feierte Nils zusammen mit seinem 50. Geburtstag in einer kleinen Bar in Marseille. Dieser für ihn «kreative Ort» mit einer eigenen kleinen Drag-Szene ist mittlerweile seine zweite Heimat geworden. Bei seinem Auftritt mit Lipsync und Tanz sowie einer von Kärtchen abgelesenen französischen Anmoderation habe er sich aber nicht wohlgefühlt.

Für ihn war von da an klar: Den Weg auf die Comedy-Bühne würde er zwar in Drag auf sich nehmen, aber mit einem Programm auf Deutsch und einer Figur, die eine Geschichte zu erzählen hat: La Veuve Kiri.

La Veuve Kiris Mann starb an einer Lebensmittelvergiftung. Sie trägt seither nur noch Schwarz, um Trauer zu signalisieren – so hat ihr Anwalt dies empfohlen. Neben dem passend zur Hintergrundstory dunklen Outfit gehören die Kopfbemalung und die Perlenketten zu ihren optischen Markenzeichen.

La Veuve Kiri
La Veuve Kiri (Bild: Luca Steiner)

Spielen gegen das Bereuen
Im Programm, das in einer Gruppentherapie spielt, gibt es auch Witze über mentale Gesundheit. Ein geeignetes Thema für Comedy? «Klar», findet Nils. Umso mehr, weil er selbst und Menschen in seinem Umfeld damit Erfahrungen gemacht haben.

«Vielleicht blamiere ich mich ja», sagt er in beinahe vergnügtem Tonfall. «Aber ich weiss einfach, dass man Dinge, die man nicht getan hat, sehr viel stärker bereut als Dinge, die man getan hat.» Deshalb geht’s jetzt ab auf die Bühne mit der Witwe Kiri.

Fortsetzung folgt
Wir spulen drei Tage vorwärts. Nils hat sich nicht blamiert. «Ich bin stolz und glücklich, dass ich den Schritt gemacht habe. Das Publikum aus Networkern, Freunden und Bekannten war eine riesige Unterstützung. Es gab mir den Raum, dieses Experiment zu wagen.»

Auch im anschliessenden Gespräch auf der Bühne, wo er mit Networker und SRF-Moderator Mario Grossniklaus sehr persönlich über die Hintergründe des Programms sprach, habe er sich wohlgefühlt.

Nils ist bereits dabei, seinen Auftritt kritisch zu analysieren. «Einiges hat gut funktioniert, anderes weniger. La Veuve ist etwas zu bösartig geraten und im Improvisationsteil habe ich wohl einige etwas vor den Kopf gestossen. Die Rückmeldungen aus dem Publikum sind extrem wertvoll, um mich und das Programm weiterzuentwickeln. Nachdem ich nun eine Nacht darüber geschlafen habe, bin ich sicher, dass es eine Fortsetzung geben wird.»

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