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«Get Connected» 31.5.15

«Kennt ihr euren Testosteronspiegel?»

Dr. Myshelle Baeriswyl: «Kennen Sie Ihren Geschlechtschromosomenstatus?»
Dr. Myshelle Baeriswyl: «Kennen Sie Ihren Geschlechtschromosomenstatus?»

Beim Auftakt-Apéro von «Get Connected» lernten sich zum einen die neuen «Mentor-Mentee»-Paare kennen. Zum anderen gab Dr. Myshelle Baeriswyl spannende Einblicke ins Thema Geschlechtervielfalt.

Anfang Mai fand in St. Gallen der halbjährliche Auftakt-Apéro von «Get Connected» statt. So heisst das von Network unterstützte Mentoring-Programm von UniGay, der LGBT-Studierendenvereinigung an der Universität St. Gallen. Im Rahmen dieses Programms schliessen sich die Studierenden – die sogenannten «Mentees» – mit erfahrenen homo- oder bisexuellen Fachpersonen zu Tandems zusammen. Dies ermöglicht einen generationenübergreifenden Erfahrungsaustausch zu Themen wie der beruflichen Ausrichtung oder dem Umgang mit Homosexualität im Privat- und Berufsleben.

Passende Kombination

Über 40 Personen fanden ihren Weg in den «Keller der Rose», der mitten in der St. Galler Altstadt liegt. «Der Auftakt-Apéro von Get Connected ist jeweils der Anlass, an dem sich Mentoren und Mentees kennenlernen und erstmals wirklich miteinander sprechen können», erklärt Networker und Mentor Roland Köppel. So hat auch er seinen Mentee, eine Marketingstudentin, zum ersten Mal getroffen. «Die Begegnung war spannend. Sie muss gerade eine Arbeit zum Thema Internetkommunikation schreiben – das passt natürlich sehr gut», so Roland, der eine eigene Internetagentur führt. Auch über private Themen wurde gesprochen. «Es war sehr schön. Wir tauschten uns über unsere Erfahrungen mit dem Coming-out aus, wobei auch das Coming-out am Arbeitsplatz zur Sprache kam. So konnte ich ihr zum Beispiel davon berichten, wie die über 30 Kolleginnen und Kollegen in unserer Bürogemeinschaft damit umgehen.»

Sehr viel mehr als «entweder … oder»

Gast des Abends war Dr. Myshelle Baeriswyl, die Geschäftsleiterin der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St. Gallen-Appenzell. Mit ihrem Referat eröffnete sie dem Publikum einen neuen Blick auf das Thema Geschlecht. «Kennen Sie Ihren Geschlechtschromosomenstatus? Kennen Sie ihren Geschlechtshormonstatus? Nein…? Wie können Sie denn so sicher sein, dass Sie weiblich beziehungsweise männlich sind?», fragte sie die Anwesenden. Diese beiden Merkmale, erklärte die Expertin, seien nebst der genitalen Geschlechtsbestimmung landläufig die wichtigsten Geschlechtsindikatoren. Und trotzdem wisse über die Zusammensetzung des eigenen Hormonspiegels kaum jemand Bescheid.

Es waren solche Beispiele, mit denen Myshelle Baeriswyl dem Publikum neue Erkenntnisse lieferte und zum Denken anregte. «Die Geschlechtsentwicklung ist ein sehr komplexer Prozess: Analog dem Fingerabdruck hat jeder Mensch seinen eigenen individuellen Genderprint. Von der Gesellschaft wird das Ganze aber sehr einfach zusammengefasst», sagte sie. In den Augen der Leute sei man entweder «männlich» oder «weiblich». Die Zeche würden die Intersex- und Transpersonen bezahlen. Diejenigen also, die zwischen den beiden Polen stünden und sich nicht so klar einordnen liessen. Und das sind einige. In der Schweiz leben rund 120’000 geschlechtsvariante Menschen.

Horizont erweitert

Diese Ausführungen faszinierten. «Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema war unglaublich spannend und erfrischend», so Roland Köppel. Myshelle Baeriswyl habe bei den Zuhörern und Zuhörerinnen für viele Aha-Erlebnisse gesorgt. «Ich würde mich als gut informierten Schwulen bezeichnen», sagt der Networker und lacht. «aber ich habe sehr viel Neues erfahren – es war toll!»

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