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Queer Cinema 27.9.21

Neue queeres Bewusstsein in der Kinowelt

Im Stattkino zeigte Peter Leimgruber unter anderem auch den rumänischen Spielfilm «Poppyfield».
Im Stattkino zeigte Peter Leimgruber unter anderem auch den rumänischen Spielfilm «Poppyfield».

Das erste Mal seit 20 Jahren war Networker Peter Leimgruber nicht Teil der Programmgruppe des PinkPanorama Filmfestivals in Luzern. Wegen des besonderen Kinogefühls hat er heuer eine eigene Filmreihe in seinem Stattkino gezeigt. 

Seit 20 Jahren findet in Luzern das queere Filmfestival PinkPanorama statt. 2021 das erste Mal nicht im Stattkino von Networker Peter Leimgruber, sondern im «Treibhaus», eine Location, bei der man besser auf die Coronavorgaben reagieren könne als im Stattkino von Peter. «Ich war damit nicht einverstanden», meint Peter, denn für ihn sei das Kinofeeling an einem Festival wichtig. Er habe darum beschlossen, dieses Jahr zusätzlich und nach dem PinkPanorama etwas Eigenes im Stattkino zu machen. «Nein, verstritten haben wir uns nicht. Im Gegenteil: Wir bewerben uns gegenseitig und verstehen uns eher als Ergänzung. Ich mache bei PinkPanorama einfach ein Jahr Pause.»

Als das PinkPanorama 2019 bei ihm im Kino stattfand, galt die Begrenzung pro Vorführung von 50 Zuschauer*innen. Dieses Jahr war es dank Zertifikatsregelung anders. «Beim Verkauf gab es keine Restriktionen und im Saal keine Maskenpflicht mehr», erklärt Peter.

In seinem Queer-Cinema-Programm liefen insgesamt zehn Filme: drei mit lesbischer, sechs mit schwuler und ein Film mit transgender Thematik. «Ich war erstaunt, welch gute Qualität an Filmen auf dem Markt waren», erinnert sich Peter. Die Sorge, dass wegen Corona weniger Filme produziert wurden und werden, möge vielleicht für Hollywood stimmen. Für den Arthouse-Sektor treffe das aber überhaupt nicht zu. So waren acht der zehn gezeigten Filme Schweizer Erstaufführungen.

Über die Entwicklung der queeren Filmszene freut sich Peter: «Im Verlauf der letzten 20 Jahren fand eine Veränderung im queeren Film statt: Geschichten von Nicht-Heterosexuellen werden weniger problematisiert, sondern als selbstverständliche Geschichte von Menschen gezeigt. Das hängt mit dem neuen queeren Bewusstsein zusammen.» So sei einerseits in den letzten Jahren die queere Welt insgesamt bunter und diverser geworden. Und andererseits sei auch in unserer alltäglichen Welt Queerness und Akzeptanz vermehrt zu einem Thema geworden, erklärt Peter.

Über den Kinosommer 2021 zieht Peter eine durchzogene Bilanz: «Alle Kinos haben es derzeit schwer, nicht nur wir als kleines Arthouse-Kino.» Sehr gut gelaufen sei «Winterreise», der letzte Film mit dem 2019 verstorbenen Bruno Ganz. Wohin die Filmwelt wegen und mit Netflix & Co, steuere, da vermag er keine Prognose abzugeben. Für Peter ist klar: «Kino wird immer eine Ergänzung zum Bildschirm bleiben. Ich vertraue darauf, dass die Leute auch in Zukunft das Besondere am Kino zu schätzen wissen werden.» Das sei wie bei einem Konzert: «Wenn die Wiener Philharmoniker live spielen, ist das doch ein ganz anderes Erlebnis, als wenn ich die Musik streame.» So werde auch das Kino weiterhin seine soziale Funktion erfüllen und ein Ort bleiben, wo man sich treffen und sich austauschen kann.

Text: Michel Bossart

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