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Regenbogenfamilien 4.7.16

Russland: «Den Familien Mut machen»

An der Zurich Pride präsentierten Yulia Malygina und ihre Partnerin Anna Golubeva Porträts von russischen Regenbogenfamilien.
An der Zurich Pride präsentierten Yulia Malygina und ihre Partnerin Anna Golubeva Porträts von russischen Regenbogenfamilien.

Im Rahmen der Zurich Pride wurde die Fotoausstellung «A Display Of Intimacy» präsentiert. Diese bietet Einblicke in das Leben russischer Regenbogenfamilien.

«Viele Regenbogenfamilien verlassen Russland. Wir wollen sie stärken und dazu ermutigen, im Land zu bleiben.» Mit diesen Worten erklärt Yulia Malygina Ziel und Zweck der Fotoausstellung «A Display of Intimacy», die sie an der Zurich Pride gemeinsam mit ihrer Partnerin Anna Golubeva präsentierte. Die Ausstellung besteht aus mehreren Porträts russischer LGBT-Familien. Einerseits hat Yulia die Familien fotografiert, andererseits erzählen diese ihre eigenen Geschichten. «Auf diese Art und Weise erhält das Publikum private Einblicke in die Lebensrealität dieser Menschen», erklären Yulia und Anna. So soll mehr Verständnis und Akzeptanz geschaffen werden.

Vier engagierte Aktivistinnen

Yulia Malygina und Anna Golubeva arbeiten beide für «Resource LGBTQIA Moscow» – eine Moskauer Non-Profit-Organisation, die sich hauptsächlich für die Anliegen von Regenbogenfamilien einsetzt. Nach Zürich kamen sie auf Einladung von Maria von Känel, der Geschäftsführerin Dachverband Regenbogenfamilien. In die Schweiz reisten sie gemeinsam mit Ekaterina Petrova und Kris Erie, zwei weiteren Aktivistinnen. Ekaterina und Kris sind für «Coming out» tätig, die grösste St. Petersburger LGBT-Organisation, die unter anderem ein Supportprogramm für gleichgeschlechtliche Eltern anbietet.

Zunehmende Homophobie

«Im vergangenen November durfte ich an der Network-Reise nach St. Petersburg teilnehmen», sagt Maria von Känel zum Hintergrund ihrer Zusammenarbeit mit den russischen Kolleginnen. «Während unseres Aufenthalts haben wir mehrere LGBT-Aktivistinnen und Aktivisten getroffen, so auch Ekaterina und Kris. Die Gespräche mit ihnen haben bestätigt, wie hart die Zeiten für russische LGBT-Menschen sind.» Die Homophobie in der Bevölkerung habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, bestätigt Kris an der Zurich Pride. «Einer der Hauptgründe hierfür ist das sogenannte Anti-Propagandagesetz, das vor drei Jahren in Kraft trat.» Dieses Gesetz rechtfertige in den Augen vieler Russen die Gewalt gegenüber LGBT-Menschen, ergänzt Ekaterina. Alleine im letzten Jahr hätten sie fast 300 homophob motivierte Übergriffe registriert.

Ein Leben mit Angst

Gerade auch für Regenbogenfamilien gestaltet sich das Leben in Russland bisweilen schwierig. Das zeigte die Diskussionsrunde, die im Anschluss an die Vernissage auf dem Kasernenareal stattfand. Es komme vor, dass Kinder gleichgeschlechtlicher Eltern aus  ihren Familien rausgerissen würden, erzählt Yulia. Kürzlich habe zum Beispiel ein lesbisches Paar in Dänemark geheiratet und danach ein Bild von der Hochzeit ins Internet gestellt. Nachdem die Regierung davon Wind bekommen hatte, nahmen sie den Müttern deren Adoptivkind weg. «Oder wir wissen von einer Familie, die nach Finnland flüchten musste, nachdem es im Kindergarten Probleme gegeben hatte.» Aus diesem Grund sind in der Fotoausstellung auch einige der Gesichter nicht erkennbar: «Wir wollten allfällige Risiken vermeiden», so Yulia. Dementsprechend müssen sie und Anna auch sehr vorsichtig sein, wenn sie «A Display of Intimacy» in Russland zeigen. Vergangenen Monat haben sie die Ausstellung in Moskau, Jekaterinburg und St. Petersburg vorgestellt, wobei die Vernissagen ausschliesslich in privaten Galerien stattfanden. «Zudem haben wir stets Sicherheitspersonal organisiert, und Einlass wurde nur auf persönliche Einladung hin gewährt.» Und wie fielen die Reaktionen aus? «Das Feedback war sehr gut, gerade auch seitens der heterosexuellen Besucherinnen und Besucher», freut sich Yulia. «Das hat mich sehr berührt – und es spendet Hoffnung.»

Bald schon findet der nächste Anlass statt, den Yulia und Anna organisieren: Vom 11. bis 13. November geht in Moskau die «3rd LGBTQIA Family Conference» über die Bühne. «Wir wünschen ihnen ganz viel Erfolg», sagt Maria von Känel. «Die Arbeit, die Yulia, Anna und all ihre Kolleginnen und Kollegen leisten, ist unheimlich wichtig und stärkt sowohl die Regenbogenfamilien als auch die Community als solche.»

http://resourcerus.org/en/home/

Text: Markus Stehle

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