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Im Fokus 1.5.23

«Bei Kindern muss man sich als Arzt das Vertrauen erarbeiten»

Tobias Schilling ist seit dem 21. März 2023 Mitglied bei Network Basel (Bild: zVg.).
Tobias Schilling ist seit dem 21. März 2023 Mitglied bei Network Basel (Bild: zVg.).

Von Wuppertal über Berlin nach Basel: Die Liebe zur Musik und zur Natur begleiteten Neumitglied Tobias Schilling durch alle Stationen seines Lebens.

Tobias, wie hast du zu Network gefunden?
Im zweiten Anlauf. Vor etwa zehn Jahren hatte ich bereits einmal bei Network geschnuppert. Der Verein war mir auch sofort sympathisch, aber ich dachte mir, dass ich als Kinderarzt nicht ganz ins Profil passe; das berufliche Netzwerken ist ja doch ein wichtiger Aspekt des Vereinslebens. Während der Corona-Pandemie fand bei mir aber ein Umdenken statt: Persönliche Kontakte werden immer rarer und wertvoller in einer Zeit, in der alles nur noch online erledigt wird. Letztes Jahr durfte ich dann ans Sommerfest, wo ich nette und unkomplizierte Menschen getroffen habe. Es folgten einige Apéros, das Weihnachtsessen, der Neujahrsapéro… Und seit März bin ich nun offiziell bei Network Basel, wo es ja neben mir noch andere Mediziner gibt.

Weshalb hast du dich für die Fachrichtung Kinder- und Jugendmedizin entschieden?
Während meines praktischen Jahres an der Berliner Charité habe ich festgestellt, dass mir der Umgang mit Kindern liegt und mir viel Freude bereitet. An der Pädiatrie gefällt mir zudem, dass man viele präventive Untersuchungen macht. Das heisst, ich erlebe in meinem Arbeitsalltag nicht nur Krankheit und Leid, sondern häufig auch lockere und witzige Situationen. Ausserdem war mir klar, dass ich selbst keine Kinder haben werde. Anfangs war ich nicht sicher, ob die Leute negativ auf einen schwulen Kinderarzt reagieren würden. Solche Gefühle kamen später wieder in mir auf, bevor ich in Aesch eine eigene Praxis eröffnet habe. Zum Glück waren diese Sorgen absolut unbegründet.

Wie unterscheiden sich Kinder als Patienten von Erwachsenen?
Sie sind direkt und ehrlich. Man muss sich das Vertrauen und den Zugang erarbeiten und das läuft vielfach über eine unterbewusste, emotionale Schiene, während Erwachsene rationaler funktionieren.

Seit rund einem Jahr arbeitest du zudem als Berater für den Checkpoint der Aidshilfe Basel.
Genau, das ist ebenfalls eine spannende Arbeit, die für etwas Abwechslung sorgt. Dabei geht es thematisch vor allem um PrEPs und STDs.

Letztes Jahr waren ja die Affenpocken das grosse Thema. Empfiehlst du weiterhin die Impfung oder ist die Gefahr mittlerweile gebannt?
Sich impfen zu lassen ist eigentlich grundsätzlich immer sinnvoll – vor allem, wenn man einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist. Die Affenpocken sind noch nicht verschwunden und es gilt weiterhin, die Fallzahlen im Auge zu behalten.

Lass uns noch über deine Hobbys sprechen! Auf deinem Profil führst du unter anderem «Garten» auf. Jetzt im Frühling hast du bestimmt Hochsaison. Baust du eigenes Gemüse an?
Kein Gemüse, dafür alles, was blüht. Ich hatte mich schon immer für die Natur begeistert, bisher allerdings vor allem für die Tierwelt. Kürzlich habe ich nun die Flora für mich entdeckt. Aber es ist schon eher ein «Terrassen-Garten». Aufgewachsen bin ich hingegen mit einem grossen Garten, was meine Naturverbundenheit bestimmt gefördert hat.

Wo war das?
In Wuppertal. Fürs Studium ging ich dann nach Berlin und fand dort meine zweite Heimat. Das ist natürlich eine super Stadt, um sich als junger, schwuler Mann entdecken zu können. Aus privaten Gründen zog ich später nach Basel und war erstaunt, dass das Heimweh nach Berlin relativ rasch verflogen war. Hier ist nun meine dritte und wohl endgültige Heimat.

Ein anderes Hobby von dir ist die Musik.
Das ist ebenfalls etwas, das aus meiner Kindheit stammt. Ich habe Geige gelernt, zusammen mit meiner Familie Kammermusik gemacht und klassische Konzerte besucht – das war meinen Eltern sehr wichtig. Mittlerweile habe ich das Instrument etwas verlernt und ich konsumiere nur noch passiv Musik; neben Klassik auch mal Jazz oder Chansons.

Du warst keiner, der gegen das Elternhaus rebellierte und es mit Heavy Metal schockte.
Nein, überhaupt nicht. Klassische Musik begleitet mich durch mein ganzes Leben. Ich entspanne mich vor meiner HiFi-Anlage oder in Konzerten. Basel hat auch in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten.

Inverview: Silvan Hess

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