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30. Club Dinner 1.7.23

Club Dinner mit Ouissem Belgacem: Gelungene Premiere in der Romandie

Moderator Thomas Huwiler (links) und der gutgelaunte Ehrengast Ouissem Belgacem in Lausanne (Bild: Hansruedi Zellweger)
Moderator Thomas Huwiler (links) und der gutgelaunte Ehrengast Ouissem Belgacem in Lausanne (Bild: Hansruedi Zellweger)

Das Club Dinner machte erstmals Halt in der Westschweiz! Zu Gast im Lausanner Hôtel de la Paix war Ouissem Belgacem, der sich gegen Homophobie im Fussball starkmacht.

Es ist ein schier unglaubliches Phänomen: In den grossen Fussball-Ligen Europas und auch in unserer Schweizer Super League stehen Woche für Woche Hunderte Männer auf den Spielfeldern – und alle sind offenbar Heteros! Oder sie fühlen sich gezwungen, Heteros zu sein. So ging es jedenfalls Ouissem Belgacem. Vor 15 Jahren hat der heute 35-jährige Franco-Tunesier seinen Traumberuf als Profifussballer aufgegeben, obwohl seine Karriere beim FC Toulouse damals erst angefangen hatte. Dass weder seine Fussballkollegen noch seine muslimischen Familienmitglieder seine Homosexualität akzeptieren würden, stürzte ihn in eine Depression.

Irgendwann wollte und konnte er seine Homosexualität nicht länger leugnen. Heute setzt sich Ouissem gegen Homophobie im Fussball ein. Am Club Dinner im Lausanner Hôtel de la Paix sprach er am 23. Juni mit Thomas Huwiler unter anderem über sein schwieriges Coming-out und sein Engagement. Im Anschluss nahm er sich auch Zeit, sein Buch «Adieu ma honte» zu signieren. Der autobiografische Roman hatte 2021 in Frankreich grosses Aufsehen erregt und eine Debatte über Schwulenhass im Fussball entfacht.

Berührende Erzählungen
«Ouissems Ziel ist es, Aufklärung zu betreiben; zu zeigen, dass man die sexuelle Orientierung nicht wählen kann», sagt Mitorganisator Hansruedi Zellweger, der vom Humor, von der Herzlichkeit und Offenheit des Gastes aus Frankreich sehr angetan war. «Ouissems Hoffnung ist die Jugend, doch er hat bei ihr eine Polarisierung festgestellt: Ein Teil der Jugendlichen ist sehr offen, der andere sehr intolerant.»

Besonders berührt habe Hansruedi die Erzählung über Ouissems Mutter. Nachdem diese zwei Jahre lang keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn hatte, gelang es ihr schliesslich, sein Schwulsein zu akzeptieren – keine einfache Versöhnung für eine Muslimin. «Ouissem hat es geschafft, seiner Religion treu zu bleiben, und spürt den Wert und die Sinnhaftigkeit des Glaubens in seinem Leben.»

Entspannte Westschweizer
Nicht bloss im Rampenlicht wurde diskutiert: Wie Hansruedi berichtet, herrschte unter den 88 Anwesenden ausgezeichnete Stimmung und es kam zu angeregten Gesprächen. Die Gäste aus der ganzen Schweiz genossen an diesem strahlenden Sommerabend nicht nur ein köstliches Dinner, sondern auch eine tolle Aussicht auf Lausanne und den Genfersee.

«Sehr positiv, fast überwältigend» seien die Rückmeldungen auf den Anlass gewesen, so Hansruedi. «Die Zusammenarbeit mit Network Vaud im Vorfeld des Dinners war äusserst angenehm. Unsere welschen Kollegen sind entspannter als wir Deutschschweizer, was immer wieder eine schöne Erfahrung ist – und ab und zu auch eine Herausforderung.»

Zurück nach Zürich
Pläne für eine Rückkehr des Club Dinners in die Romandie existieren bereits, zumindest gibt es schon einen potentiellen Französisch sprechenden Gast auf der Wunschliste. Es ist der Schriftsteller Édouard Louis. Ouissem Belgacem ist mit ihm befreundet und könnte die entscheidende Vermittlerrolle übernehmen.

Das nächste Club Dinner wird am 14. September im Zunfthaus zur Meisen in Zürich stattfinden. Ehrengast wird Josef Felder sein, Verwaltungsratspräsident des Flughafens Zürich sowie Ehrenmitglied bei Pro Juventute. Als Gesprächspartner konnte TV- und Radiomoderator Damian Betschart gewonnen werden. 

Text: Silvan Hess

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