Wie funktioniert eigentlich der Solidaritätsfonds von network? Leiter Oliver Fuchs gibt Einblicke in die Arbeit der Solifonds-Kommission.
«Tu Gutes und rede darüber», heisst der bekannte Spruch, der wohl in mancher PR-Agentur eingerahmt an der Wand hängt. Die Solifonds-Kommission von network arbeitet nicht nach diesem Motto: Nicht im Vordergrund, sondern im stillen Kämmerlein hilft sie Einzelpersonen in Not oder Organisationen, die sich um notleidende Menschen kümmern. Vergangenes Jahr hat sie fünf von zehn Anträgen positiv bewertet und insgesamt 12’000 Franken vergeben.
Der Solidaritätsfonds, der auf ein für diesen Zweck bestimmtes anonymes Legat über 50’000 Franken zurückgeht, finanziert sich mittlerweile ausschliesslich über Spenden von Networkern. Vergangenes Jahr gingen insgesamt knapp 1’000 Franken auf das steuerbefreite Konto ein.
Queerer Bezug
Einschränkungen zur Antragstellung gibt es eigentlich nicht – allerdings ist eine inhaltliche Übereinstimmung mit den Vereinszielen von network erwünscht. «Das bedeutet mit anderen Worten, dass ein Bezug zur LGBTI-Community gegeben sein sollte», erklärt Kommissionsleiter Oliver Fuchs. Zudem müsse eine Notsituation vorliegen.
Nicht gegeben war dies etwa beim Wunsch nach der Mitfinanzierung einer musealen Ausstellung über einen verstorbenen queeren Literaten. Diesen Antrag leitete die Solifonds-Kommission dem Kulturfonds weiter.
Ein Online-Projekt aus dem Tessin konnte sich hingegen über einen positiven Bescheid freuen: Die Initiant:innen von «The deep NEsT» fördern Vielfalt und Inklusion, indem sie berührenden LGBTI-Lebensgeschichten eine Plattform bieten. Diese sollen Mitgliedern der LGBTI-Community und deren Familien als Beispiele dienen, dass es möglich ist, Ängste, Stereotypen und Vorurteile zu überwinden. Einer der Leitsätze des Projekts lautet: «Vielfalt ist unser Ausgangspunkt und unser Ziel.» Etwas, das network und der Solidaritätsfonds gerne teilen.
Auch ein queerer Geflüchteter, dem die Ausschaffung in sein homophobes Herkunftsland drohte, konnte auf die Unterstützung von network zählen: Der Solifonds finanzierte ihm einen rechtlichen Beistand.
Schnelle Hilfe möglich
Obwohl letztlich immer der nationale Vorstand auf Empfehlung der Kommission über den Antrag entscheidet, kann network relativ schnell und flexibel Hilfe leisten. Oliver, selbst Vorstandsmitglied, wartet nämlich nicht immer auf die nächste Vorstandssitzung: Er nimmt, wenn es eilt, eine «Abkürzung» und sammelt die Voten der Mitglieder schriftlich per E-Mail.
Dieses Verfahren kam auch zum Zug, als kürzlich «Ukraine LGBT Military» vom gemeinsam mit der Politischen Kommission (PoKo) verwalteten Unterkonto des Fonds nochmals 5’000 Franken aus der Ukraine-Sammlung erhielt. Damit konnten weitere STD-Multi-Test-Safety-Kits bereitgestellt werden (die PoKo berichtete darüber an der GV in Locarno). «So haben wir gleich sechs Wochen Zeit gespart», sagt Oliver.
Künftig noch transparenter
Die Kommissionsmitglieder (neben Oliver sind dies die Networker Urs Ammann, Michael Berteld, Peter Vonarburg und Michael Walangitang) bringen für die Beurteilung der Anträge viel Knowhow aus den Bereichen Medizin, Soziale Arbeit und Wirtschaft mit. Sie untersuchen die Hintergründe des Antrags sowie die bereits bestehenden Quellen genau – auch im persönlichen Gespräch mit den betreffenden Personen. Künftig sollen zudem regelmässige Statusberichte von den unterstützten Projekten noch transparenter aufzeigen, wie die finanziellen Mittel verwendet werden.
«Es ist eine zeitintensive, aber schöne Aufgabe», sagt Oliver, der das Amt 2023 von Andy Künzler übernommen hat. Vor allem Erfolgsmeldungen machen Freude. Beispielsweise als eine unterstützte Einzelperson wieder Tritt gefasst und einen Grossteil des als Darlehen ausgezahlten Geldes zurückgezahlt hat. Oder als der oben erwähnte Geflüchtete schliesslich in der Schweiz bleiben durfte.