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Apéro Plus 5.10.16

«Es braucht noch mehr geoutete Lehrkräfte»

Soll man sich als homosexuelle Lehrperson outen oder nicht? Um dieses Thema drehte sich der «Apéro Plus» der Network-Regionalgruppe Zürich.

 

Am Abend des 7. Septembers lud die Network-Regionalgruppe Zürich zum Apéro Plus ins Hotel Storchen. Rund 40 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, die sich um folgende Frage drehte: Was bedeutet es für Lehrpersonen, homosexuell zu sein? Sollen sie sich im Schulbetrieb ganz selbstverständlich outen oder ihre gleichgeschlechtliche Orientierung besser geheim halten?

Lehrer- und Schulzimmer: Nicht dasselbe

Zwei schwule Lehrer, beide Mitte dreissig, lieferten hierzu Erfahrungsberichte aus erster Hand. Sie unterrichten Oberstufenklassen, also Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. «Bei der Lehrerschaft und der Schulleitung sind die zwei vollständig geoutet, und beide können auf die Unterstützung ihrer Arbeitskolleginnen und –kollegen zählen», berichtet Networker Jonas Schneider, der bei der Diskussion als Gesprächsleiter fungierte. Etwas anders sieht es jedoch im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern aus: Keiner der beiden Lehrer oute sich jeweils aktiv gegenüber der Klasse. Der eine, so Jonas, verneine sein Schwulsein jedoch nicht, wenn ihn die Schüler direkt darauf ansprächen. Das sei bis anhin einmal passiert.

Kulturelle Unterschiede

Der andere outet sich gegenüber der Klasse gar nicht, auch nicht auf Anfrage hin. Er unterrichtet an einer Integrationsschule. Viele der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund, auf dem Pausenhof fällt «schwul» oft als Schimpfwort. «Der Lehrer glaubt, es könnte zu Schwierigkeiten führen, wenn die Schüler von seiner Homosexualität wüssten. Er berichtete zum Beispiel von Elterngesprächen, bei denen einige seiner Kolleginnen von manchen Vätern komplett ignoriert wurden. Er nimmt an, dass schwule Lehrer mit denselben Autoritätsproblemen zu kämpfen hätten.»

Nach wie vor keine einfach Thematik

Es sei ein sehr spannender Abend gewesen, das Publikum habe angeregt mitdiskutiert, erzählt Jonas. «Das zeigt deutlich, wie stark das Thema noch bewegt.» Für die zwei Lehrer jedenfalls steht fest, dass schwule und lesbische Lehrpersonen selbstverständlicher und offener mit ihrer Homosexualität umgehen können müssten. «Beide wünschten sich, dass es in Zukunft mehr geoutete Lehrerinnen und Lehrer gibt.»

Text: Markus Stehle

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