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ApéroPlus in Bern 12.12.22

Gleichstellung ist Geduldsarbeit

Marianne Kauer stellt ihre Fachstelle den anwesenden Mitgliedern von Wybernet
Marianne Kauer stellt ihre Fachstelle den anwesenden Mitgliedern von Wybernet

Am 22. November stellte Marianne Kauer, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bern, ihre Fachstelle vor. Eingeladen waren auch die Mitglieder von WyberNet und hab queer bern.

Der Erlacherhof beherbergt Teile der Berner Gemeindeverwaltung sowie den Gemeinderatssaal und ist ausserdem der Sitz des Berner Stadtpräsidenten. Nicht zuletzt ist das imposante Stadtpalais auch der Arbeitsort von Marianne Kauer, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bern und Projektleiterin mit Schwerpunkt Gleichstellung von LGBTI-Menschen. Am 22. November empfing sie dort im Rahmen eines von Network Bern organisierten ApéroPlus nebst zahlreichen Networkern auch Gäste von WyberNet und hab queer bern. Ihr Vortrag über die Aufgaben der Fachstelle verfolgten vor Ort über zwei Dutzend Personen; ausserdem nahmen noch einige Zuschauer:innen per Zoom virtuell am Anlass teil.

Langsame und teure Prozesse
«Marianne hielt den Vortrag in einer bewundernswerten Ruhe und Souveränität», sagt Christoph Bichsel, der den Anlass initiiert hatte. «Den Spagat zwischen den dringenden Bedürfnissen der Öffentlichkeit und der Verwaltung, wo die Räder einfach etwas langsamer drehen, schafft sie auf humorvolle Art ausgesprochen gut.»

Tatsächlich konnte Marianne Kauer veranschaulichen, dass es Geduld und Verständnis braucht, wenn die Änderungen in der Politik und in der Verwaltung nicht sofort umgesetzt werden können, selbst wenn der gute Wille dafür vorhanden sei. Strukturelle Diskriminierung zu bekämpfen – etwa durch das Reduzieren von heteronormativen Bildwelten und das Anpassen von Formularen – seien langsame und teure Prozesse.

Doch der Fachstelle für die Gleichstellung von Frau und Mann (der LGBTI-Aspekt muss erst noch in die offizielle Namensbezeichnung integriert werden) gelingt es trotzdem, viel zu bewirken. Marianne Kauer und ihr Team arbeiten einerseits als interne Ansprechstelle für sämtliche Direktionen, aber auch für alle Menschen in Bern.

Ihr Instrument ist der alle vier Jahre erscheinende «Aktionsplan». In der Vision der aktuellen Ausgabe heisst es: «Menschen, die in Bern leben und/oder arbeiten, haben unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität und ihrer sexuellen Orientierung dieselben Chancen, selbstbestimmt und frei von Diskriminierung ihre Lebensentwürfe zu verwirklichen.»

Im vergangenen Mai wurde Network zusammen mit weiteren Vertreter:innen von LGBTI-Organisationen von der Stadt Bern zur Mitwirkung am neuen Aktionsplan 2023-2026 eingeladen.

Vielfältige Aufgaben
Marianne Kauer gab einige Beispiele von den vielfältigen Aufgaben, mit denen sich die Fachstelle tagtäglich beschäftigt. Sie betonte, dass die Stadt Bern dabei den NGOs auf keinen Fall Arbeit wegnehme, sondern gegebenenfalls mit ihnen zusammenarbeite.

So suchte etwa ein Lehrer zwei LGBTI-Personen, die sein Skilager begleiteten, da er feststellen musste, dass in der Klasse viele homophobe Sprüche geäussert wurden. Der persönliche Austausch mit der vermittelten queeren Begleitung hatte dann tatsächlich zu einer Verbesserung geführt.

Eine Regenbogenfamilie wiederum beklagte sich, dass bei gewissen Formularen immer eine der beiden Frauen als «Vater» unterzeichnen müsse. Auch hier brauche es Geduld, sagte Marianne Kauer in ihrem Vortrag. Doch es sei wichtig, dass solche Reklamationen kommen, denn so könne die Fachstelle belegen, dass dies ein bedeutendes Anliegen sei.

Fruchtbarer Austausch
Es gibt auch positive Rückmeldungen: Jemand habe die Fachstelle gefragt, ob denn die Regenbogenflaggen nicht das ganze Jahr über in Bern wehen könnten. Dann stellt sich jedoch wieder die Frage, welche der zahlreichen Versionen der Prideflagge denn die richtige ist. Auch in der anschliessenden Fragerunde mit den Anwesenden wurde über dieses Thema gefachsimpelt.

«Es war ein wunderbarer Abend mit einem sehr gemütlichen Apéro im Anschluss», resümiert Christoph. Auch der von Marianne Kauer als «gewöhnungsbedürftig» angekündigte Berner Hauswein sei lecker gewesen. «Schön war auch, dass Mitglieder von hab queer bern und WyberNet dabei waren und so ein fruchtbarer Austausch stattfinden konnte.»

Text: Silvan Hess

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