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Podiumsdiskussion 10.6.22

Lage in Osteuropa: «It’s complicated» ist stark untertrieben

Die Teilnehmende am Pink-Apple-Podium.
Die Teilnehmende am Pink-Apple-Podium.

Am queeren Filmfestival Pink Apple diskutierten Filmschaffende aus Osteuropa über die Situation für LGBTI in ihren Heimatländern. Auf Einladung von Network hat auch Miłosz Prezepiórkowski von der polnischen LGBTI-Organisation Lambda teilgenommen.

An der Podiumsdiskussion «It’s complicated – Queere Filme und Festivals in Osteuropa» im Rahmen des queeren Filmfestivals Pink Apple waren Filmschaffende und Festivalmacher:innen aus Ungarn, Tschechien, Slowenien und Polen anwesend. Sie berichteten davon, mit welchen Herausforderungen und Diskriminierungen sie es bei ihrer Arbeit zu tun haben.

Engagierter Bi-Aktivist
Es diskutierten am 2. Mai in der Helferei Zürich aber nicht nur queere Menschen aus dem osteuropäischen Filmbusiness: Auf Einladung von Network nahm auch Bi-Aktivist Miłosz Prezepiórkowski teil.

Mit dem Gast aus Polen gelang es, die aktuelle Kriegssituation in die Veranstaltung einzubeziehen. Denn Miłosz ist Koordinator des Help Centers für LGBTI-Flüchtlinge aus der Ukraine, das die polnische LGBTI-Organisation «Lambda Warszawa» zurzeit betreibt. Dort fungiert er auch als Vorstandsmitglied.

Fast zwei Millionen Menschen aus dem kriegsgeplagten Nachbarland hat Polen mittlerweile aufgenommen. Die meisten LGBTI-Menschen unter ihnen werden dank Lambda bei anderen Leuten aus der Community untergebracht, wie Miłosz berichtete.

Bedrückende Schilderungen
«Das Podiumsgespräch bot viele interessante Einblicke», sagt Peter Christen von der PoKo, der zu den rund 50 Anwesenden im Publikumsraum zählte. Eine durchaus hohe Besucherzahl, wenn man bedenkt, dass die Diskussion aus Rücksicht auf einzelne Teilnehmende auf Englisch geführt wurde.

Zuweilen seien die Schilderungen jedoch «bedrückend» gewesen, findet Peter. «Denn die Lage ist in all diesen Ländern sehr unerfreulich.» So ging es etwa um den repressiven Einfluss der katholischen Kirche in Tschechien, aber auch um die Wiederwahl des homophoben ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán.

Wenig Hoffnung in Polen
In Miłoszs Heimatland Polen wurden bekanntlich sogar «LGBT-freie Zonen» ausgerufen. Vor allem die ländliche Bevölkerung lege ein extremes Mass an Homophobie an den Tag. Besonders bedenklich: Nicht einmal die Positionen der Oppositionspartei gäben für die Community Anlass zur Hoffnung.

So müssen Miłoszs und sein Team bei Lambda den ankommenden LGBTI-Flüchtlingen jeweils erklären, dass ihre rechtliche Situation in Polen noch schlechter sei als in der Ukraine. Doch das sei ihnen erst mal egal – Hauptsache in Sicherheit vor den russischen Bomben.

«Die homophoben Gesetze, die LGBT-freien Zonen: All das kennt man aus den Medien», sagt Peter. «Doch wenn man Erfahrungsberichte direkt von betroffenen Menschen hört, hat das nochmals ein ganz anderes Gewicht, eine ganz andere Unmittelbarkeit.»

Text: Silvan Hess

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