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Pride Zentralschweiz 8.10.22

Nach 17 Jahren Pause zog die Pride wieder durch Luzern

Brachten Farbe und Licht in die Stadt: Die rund 1'000 Teilnehmer:innen der Pride-Demo in Luzern. (Bild: instagram.com/enielanshur)
Brachten Farbe und Licht in die Stadt: Die rund 1’000 Teilnehmer:innen der Pride-Demo in Luzern. (Bild: instagram.com/enielanshur)

Network-Präsident Frank Preuss war 2005 bei der Pride in Luzern im Organisationskomitee dabei und vertrat Network Innerschweiz, dieses Jahr war er Teilnehmer. Er erklärt, weshalb es jetzt Feste und keine Demos braucht.

17 Jahre lang musste die Stadt Luzern auf dieses bunte Treiben in ihren Strassen warten: Am 3. September zog die Pride Zentralschweiz in der Abenddämmerung vom Theaterplatz zum Löwenplatz. Rund 1’000 Menschen – viele von ihnen mit farbigen Lichtern geschmückt – haben für gleiche Rechte und mehr Sichtbarkeit demonstriert. Es war der Höhepunkt des 10-tägigen Ereignisses, zu dem zahlreiche Infoveranstaltungen und andere Events gehörten.

Pride als Dankeschön
Die letzte Pride im Jahr 2005 war für die Zentralschweizer Community zweifellos um einiges spektakulärer. Einerseits nahmen etwa 20-mal mehr Leute daran teil, andererseits sorgte die Veranstaltung im Vorfeld für grosses Aufsehen. Damals versammelten sich rund 20 LGBTI-feindliche Personen während des queeren Gottesdienstes in der Franziskanerkirche. Flyer hatten zuvor dazu aufgerufen, die Veranstaltung mit lauten «Störgebeten» zu unterbrechen.

Frank Preuss vermochten solche Drohgebärden allerdings überhaupt nicht zu beeindrucken. Der heutige Network-Präsident war damals Mitorganisator der Pride in Luzern, die für ihn vor allem eines war: ein grosses Fest. Nur zwei Wochen zuvor sagte nämlich die Schweizer Stimmbevölkerung Ja zum Partnerschaftsgesetz – ein historischer Meilenstein. «Wir gingen auf die Strasse, um zu feiern und um der Schweiz unseren Dank auszudrücken», erinnert sich Frank.

Verankerung in Community fehlt
Die erste Pride in Luzern wurde von der «Schwul-lesbischen Konferenz Zentral-/Innerschweiz» organisiert. «Sie war somit breit abgestützt und zahlreiche LGBTI-Organisationen waren mit an Bord», so Frank.

Das war diesmal anders. Das Organisationskomitee der Pride Zentralschweiz habe nicht gross mit der Community zusammengearbeitet; auch Network wurde nicht eingeladen. Das sei wohl der Grund dafür, weshalb nur wenige Stände aufgebaut waren und nicht so richtig Pride-Stimmung aufgekommen sei, vermutet Frank. Dazu kommt, dass es die Konkurrenz aus dem nicht allzu weit entfernten Zürich den Organisator:innen nicht einfach mache. «Auch wenn das Bedürfnis nach Sichtbarkeit in der Zentralschweizer Community durchaus vorhanden wäre, hat eine Pride in dieser Form nicht das Potenzial für eine jährliche Durchführung.»

Feiern statt demonstrieren
Frank Preuss möchte ausserdem vom Konzept der Pride-Demonstrationen wegkommen. «Wir haben politisch viel erreicht – jetzt müssen wir es in die Gesellschaft hinaustragen», so der Präsident von Network. Immer mehr Forderungen, Petitionen und Demonstrationen würden den Bogen irgendwann überspannen und die Stimmung könnte kippen. Der Pride-Umzug müsse deshalb ein Fest sein, das alle Menschen einbeziehe und mit positiven Gefühlen assoziiert werde.

Gleichzeitig müsse getrennt vom Engagement in der Gesellschaft die politische Arbeit in den Parlamenten weitergehen. Die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte seien nämlich nicht für immer und ewig in Stein gemeisselt, warnt Frank. «Alte, weisse Männer, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen, gewinnen in vielen Regionen der Welt an Zuspruch. Wir müssen wachsam sein und dabei unser politisches Netzwerk nutzen.»

Text: Silvan Hess

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