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Im Fokus 7.5.22

Beeindruckt von der Wirksamkeit des Engagements

Fast fünf Jahre lang verfasste Michel Bossart die Network-Newsletter.
Fast fünf Jahre lang verfasste Michel Bossart die Network-Newsletter.

Seit Oktober 2017 schreibt Michel Bossart die Texte für Newsletter und Magazin. Nach 275 Beiträgen ist dies sein letzter Newsletter. Thomas Wehry hat ihn zu Network, der schwulen Szene und seiner Zukunft befragt.

Michel, nach fast fünf Jahren beendest du Deine Tätigkeit als Redaktor unseres Newsletters mit dieser Ausgabe. Zum Abschluss möchten wir dich einmal in den Fokus rücken und dir ein paar Fragen stellen. Wahrscheinlich hatten ja in den letzten Jahren nur wenige einen so umfassenden Einblick in unseren Verein wie du. Wenn du zurückdenkst: Was war deine erfreulichsten oder überraschendsten Erlebnissen bei deinen Streifzügen durch unser Vereinsleben?
Ich war immer wieder erfreut, wie gerne und breitwillig mir Networker Auskunft gegeben und sich Zeit für meine Fragen genommen haben. Beeindruckt haben mich auch die professionell organisierten Generalversammlungen oder das Fest zum 25-Jahr-Jubiläumn mitsamt der Simultanübersetzungen. Und dass Network in der Schweiz wahr- und ernst genommen wird. Gerade die Erfolge bei den die Community betreffenden Abstimmungen der letzten Jahre haben das eindrücklich gezeigt.

Du arbeitest ja auch für Mannschaft Magazin und hast dadurch einen Einblick in die schwule Schweiz. Wie siehst Du Network in Bezug auf die schwule/queere Szene in der Schweiz?
Dazu muss ich sagen, dass ich bei der Mannschaft als freischaffender Journalist tätig bin und in den letzten Jahren hauptsächlich Kolumnen und Artikel zu Lifestyle und Trends verfasst habe. Mein Einblick in die schwule Schweiz ist daher etwas limitiert. Bei Network war dieser Einblick bestimmt um einiges tiefer. Aber wie schon gesagt: Network ist ein Verein, der in Bezug auf Arbeitswelt und politische Rechte von queeren Menschen nicht nur wahr- sondern auch ernst genommen wird und Network wird in der Community respektiert. 

Networker sind schwule und bisexuelle Männer, die in unterschiedlichen Regionen organisiert sind. Sind dir regionale Unterschiede im Vereinsleben von Network besonders aufgefallen?
Nicht gross. Klar, es gibt aktivere Gruppen, die viel Wert auf das soziale Miteinander legen, viel gemeinsam unternehmen und wo die Stimmung ausgelassen und vergnügt ist und andere Gruppen, wo das Vereinsleben sagen wir mal etwas «offizieller» gelebt wird. Damit will ich aber überhaupt nicht sagen, dass die einen nur Party machen und die anderen Spassbremsen sind! In allen Regionen nimmt man den Vereinszweck nämlich ernst und engagiert sich mit Herz für die Sache.

Hat sich dein persönlicher Blick auf Network in deiner Zeit bei uns verändert?
Ja, gerade in Bezug auf die Wirksamkeit des politischen Engagements von Network ziehe ich heute respektvoll den Hut. Das hätte ich zu Beginn meiner Schreiberzeit nicht erwartet.

Du bist internationaler Schiedsrichter im Degenfechten. Bei Network musstest du manchmal Artikel vorbereiten, bei denen sich die Situation sehr kurz vor der Erscheinung des Newsletters erst klärte, zuletzt bei der Ehe für alle. Dies hat viel Fingerspitzengefühl erfordert. Hat dir deine Erfahrung als Schiedsrichter da geholfen?
Bestimmt. Aber es ist auch des Journalisten Los, dass sich Dinge sehr kurzfristig ändern und man bereits geschriebene Artikel neu verfassen muss. Mit den Jahren erlangt man da eine gewisse Routine und meist ist es mit dem Umschreiben von zwei, drei Passagen dann auch bereits getan. Das Motto heisst: Ruhe bewahren – in der Tat wie beim Schiedsrichtern – und keine Panik aufkommen lassen.

Was planst du für deine Zukunft? Eine Network-Mitgliedschaft?
Ich habe Network als einen aktiven und äusserst engagierten Verein kennengelernt, dem ich gerne auch in Zukunft verbunden bleibe. Ob es eine Mitgliedschaft wird, kann ich noch nicht sagen. Die Geografie kommt mir da ein bisschen in die Quere, weil wir auf dem Land und relativ weit weg von den «Ballungszentren» wohnen. Ansonsten gehe ich weiterhin meinen Tätigkeiten als freischaffender Journalist und Texter nach.

Interview: Thomas Wehry

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