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selbstverständlich out 6.11.15

Coming-out: «Nur 8% machen negative Erfahrungen am Arbeitsplatz»

Im Rahmen des Internationalen Coming-out-Tags im Oktober hat Network-Präsident Luzius Sprüngli einen Vortrag zum Thema «Coming-out am Arbeitsplatz. Ein mutiger Schritt?» bei Open Network Switzerland gehalten, dem LGBT-Netzwerk der Credit Suisse.

Am Vortrag anwesend waren viele LGBT-Mitarbeitende und auch einige «Allies», was soviel bedeutet wie «Verbündete». Unter «Allies» versteht man heterosexuelle Freunde, Mitarbeitende, Familienmitglieder oder Bekannte, die sich für die Integration von LGBT-Menschen einsetzen. Nach amerikanischem Vorbild lancierte Open Network Switzerland diesen Mai ein eigenes «Allies Programm», das in den USA schon bei vielen grossen Unternehmen etabliert ist.

«In den grossen Schweizer Unternehmen ist Diversity angekommen», freut sich Luzius Sprüngli. Vor allem grosse Konzerne wie die UBS, Novartis, Roche und die Post würden mittlerweile über ein betriebsinternes Netzwerk für LGBT-Mitarbeitende verfügen. Sogar LGBT-Polizist/-innen hätten in der Schweiz mit dem Verein Pink Cop eine Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

Nachholbedarf sieht er bei Konzernen im öffentlichen und öffentlich-rechtlichen Bereich. Ein Vorbild sei die Schweizerische Post, die bereits mit gutem Beispiel vorangegangen ist und dieses Jahr das Netzwerk «Rainbow» gegründet hat.

Das Konzept von Diversity am Arbeitsplatz ist ein amerikanisches. Es drückt die Wertschätzung an sozialen Unterschieden wie etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung und Religion aus und strebt eine Gleichberechtigung im Arbeitsumfeld an.

«Diversity kommt letztlich aus der Erkenntnis, dass Mitarbeiter aus Minderheiten, die in diversen und inklusiven Umfeldern arbeiten, produktiver, kreativer und motivierter sind», sagt Luzius. Diverse Studien würden diese Erkenntnis belegen.

Seit mehreren Jahren betreiben auch mehrere Konzerne in der Schweiz aktiv Diversity Management, vor allem in Bezug auf Frauen und Menschen mit Behinderung und je länger wie mehr auch bei schwulen und lesbischen Mitarbeitenden.

80% haben Angst vor Coming-out

Trotzdem sei es noch nicht selbstverständlich, am Arbeitsplatz geoutet zu sein. «Unsere Freunde beim Völklinger Kreis in Deutschland haben eine Umfrage durchgeführt», sagt Luzius. «Dabei kamen sie zum Schluss, dass 80% der Befragten Angst vor einem Coming-out am Arbeitsplatz haben. Negative Erfahrungen haben jedoch nur 8% gemacht.»

Doch wie outet man sich am besten beim Chef und bei seinen Kolleginnen und Kollegen? Luzius unterscheidet zwischen einem Coming-out in kleinen Schritten und einem «Big Bang», bei dem man die Bombe à la «Hallo zusammen, ich bin schwul» platzen lässt.

«Ich rate zu einem Coming-out in Schritten, etwa beiläufig im Gespräch», sagt Luzius. Wichtig sei, dass es möglichst natürlich und nicht forciert über die Bühne gehe. Selbstverständlich eben. So solle man getrost vom Wochenende erzählen, dass man mit seinem Partner verbracht hat oder vom etwaigen Engagement für LGBT-Rechte.

Beim Mentoring-Programm von Network fällt Luzius auf, dass vor allem junge Männer verunsichert sind, wenn es um die Jobsuche geht. Soll man seine Mitgliedschaft in der schwullesbischen Sportgruppe im Lebenslauf erwähnen? Das Engagement im schwulen Verein der Uni?

«Selbstverständlich», sagt Luzius. Das gehöre dazu und spreche für ein abgerundetes Profil. Zudem machen sich ausserschulische Aktivitäten in Lebensläufen immer gut. Die sexuelle Orientierung ist zwar Privatsache, gehört schlussendlich aber doch zur Identität eines jeden Einzelnen.

Network plant Label für gayfriendly Unternehmen

Network möchte sein Engagement im Bereich Arbeitsplatz ausbauen, und zwar in drei verschiedenen Richtungen. Erstens soll ein Referentenpool zusammengestellt werden, um bei Service-Clubs wie Kiwanis oder Lions Vorträge zu Homosexualität am Arbeitsplatz zu halten. «Hier sind wir in der Planung schon ziemlich weit», sagt Luzius. Der Referentenpool steht voraussichtlich ab 2016 im Einsatz.

Zweitens soll bei Network eine interne Beratungsstelle aufgebaut werden. Diese soll eine Stütze sein für Mitglieder, die am Arbeitsplatz ungeoutet sind oder mit Mobbing konfrontiert sind. Ebenfalls geplant ist der Aufbau eines Labels, das gayfriendly Unternehmen für ihr Diversity-Management auszeichnet. «Das soll aber keine Rangliste von Unternehmen werden, sondern schlicht und einfach ein Qualitätslabel, das Network vergibt», so Luzius.

Network bleibt also am Ball, wenn es darum geht, sich für ein offenes und integratives Arbeitsumfeld einzusetzen!

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