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QueerOfficers-Academy 11.11.22

Eine neue Fachstelle der Armee sorgt für mehr Vielfalt

QueerOfficers-Präsident Dominik Winter und Fachstellen-Chefin Mahidé Aslan in Bern. (Bild: QueerOfficers)
QueerOfficers-Präsident Dominik Winter und Fachstellen-Chefin Mahidé Aslan in Bern. (Bild: QueerOfficers)

An der QueerOfficers-Academy in Bern hatte Network Gelegenheit, die Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity» kennenzulernen. Auf das Referat der Chefin folgte eine lebendige Diskussionsrunde.

«Die Armee ist ein schwieriges Umfeld für Diversity-Management», sagt Networker und QueerOfficers-Präsident Dominik Winter. Tatsächlich lässt sich das Leben in der Kaserne kaum mit der Situation in einem Unternehmen vergleichen: Man ist rund um die Uhr auf engstem Raum zusammen – und zwar in einer Gruppe, die man sich nicht selbst ausgesucht hat. Dominik spricht von einer «Zwangsgemeinschaft». Dazu kommen oft noch Stressfaktoren wie Zeitdruck oder Heimweh. «Deshalb ist das Diversity-Management in der Armee zwar nicht einfach, aber im Interesse aller», sagt Dominik. In der Leadership-Ausbildung der Armee werde daher vermehrt das Bewusstsein gefördert, dass sich hinter jeder Uniform ein Individuum befindet.

Seit Januar nimmt sich die Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity» (FiAD) dieses herausfordernden Themas an. Im Rahmen der zwei- bis dreimal jährlich stattfindenden QueerOfficers-Academy lud Dominik mit Mahidé Aslan die Chefin dieser noch jungen Fachstelle ein und bat sie, ihre Arbeit in einem Referat vorzustellen.

Unter den 55 Anwesenden am ApéroPlus in der Mannschaftskaserne Bern waren rund 40 Networker. Da es sich auch um ein Leadership-Thema handelt, öffneten die QueerOfficers den Anlass nämlich kurzerhand für die Vereine Network und WyberNet.

Dominik war erfreut darüber, wie offen und mit welch breiter Beteiligung die anschliessende Diskussion geführt wurde. Trotz unterschiedlicher Perspektiven herrschte Konsens darüber, dass Mahidé Aslans Arbeit wichtig sei, so der Berufsoffizier. Man habe auch aufzeigen können, dass das Zusammenleben in der Armee grösstenteils funktioniere und dass es bereits seit Längerem Möglichkeiten gebe, sich vor Diskriminierung zu schützen. «Da hat die Schweizer Armee vielen Unternehmen etwas voraus.»

Wir haben Mahidé Aslan, Chefin der Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity», im Nachgang zu ihrem Referat interviewt.

Frau Aslan, weshalb braucht es die Fachstelle «Frauen in der Armee und Diversity»?
Mahidé Aslan: Die Fachstelle braucht es, damit einerseits die Angehörigen der Miliz einen Ort der Beratung und Unterstützung haben, um ihre persönlichen und auch intimen Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Diversität anzubringen. Andererseits braucht es einen grossen Effort, um objektive wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen. Die Schweizer Armee und ihre Militärverwaltung müssen mehr über ihre eigene Vielfalt wissen, über den Umgang damit und die Möglichkeiten zur Erhöhung der Vielfalt in Verbindung mit den Armeeaufträgen.

Was sind Ihre Ziele?
Spezifisch ist es die Erhöhung des Frauenanteils auf 10 Prozent bis zum Jahr 2030 und generell die Förderung der Vielfalt. Auf dem Weg dahin braucht es übergeordnete Orientierungspunkte, die Einbettung der Diversitätssicht auf und in die Prozesse der Gesamtorganisation und konkrete, passende Massnahmen in den verschiedenen Organisationsteilen. Dies gilt es zu entwickeln und in Kooperationen umzusetzen.

Was waren die grössten Herausforderungen und Hürden beim Einführen des Diversity-Managements?
Die grössten Herausforderungen sind die verschiedenen Personalkategorien und ihre unterschiedlichen Arbeitsalltage. Es sind unterschiedliche Kulturen – auch in der Zusammenarbeit. Deshalb ist eine übergeordnete Diversity-Dachstrategie so zentral und an dieser arbeiten wir aktuell. So können sich alle auf dieses Dach ausrichten und ihre eigenen Bereiche dahingehend entwickeln. Ein wirksames, nachhaltiges Diversity-Management wird nicht an die Organisation herangetragen, sondern darin verankert und mit allem darin verbunden.

Wie haben Sie persönlich den Anlass zusammen mit Network erlebt?
Der Anlass hat mich in zweierlei Hinsicht überrascht: Es war eine sehr offene, sehr direkte Diskussion, an der sich viele beteiligt haben. Es war eine Atmosphäre, in der auch das laut gesagt werden konnte, was vielleicht in einem anderen Kontext zurückgehalten werden würde, weil es nicht salonfähig ist oder eine zu gegensätzliche Sicht wäre. Das Zweite war der Reichtum an Charakteren und Persönlichkeiten. Ich hatte in dieser kurzen Zeit so viele interessante, bereichernde und berührende Begegnungen, es hat noch ein paar Tage nachgewirkt. Network gelingt es offensichtlich, ein Netzwerk zu leben, das sich vertraut, sich nährt und stärkt. Beneidenswert!

Text: Silvan Hess

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