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Im Fokus 5.6.23

«Hier kann man wirklich etwas bewegen»

Tom Scharff beim Wandern in den Flumserbergen, im Hintergrund ein Teil der Churfirsten. (Bild: zVg)

Tom Scharff, der einst als Langstreckenläufer Höhentrainings in Afrika absolvierte, ist heute Gruppenleiter in einer Spedition – und neuerdings auch Mitglied von Network Zürich.

Tom, was hat dich an Network am meisten überrascht?
Dass man als Neuling bei den Veranstaltungen so offen empfangen wird. Ich hatte vor vier oder fünf Jahren einen Freund von mir an einen Apéro von Network Zürich begleitet und wurde als Gast mit offenen Armen aufgenommen, als ob ich schon immer dazugehört hätte. Ich wirkte dann beim Zürcher Projekt gegen homophobe Gewalt mit und habe erlebt, dass man hier mit seinem Engagement wirklich etwas bewegen kann. Und weil schon viele meiner Freunde dabei sind, habe ich mich entschlossen, auch Mitglied zu werden.

Du bist ja noch in anderen LGBTI-Vereinen wie zum Beispiel Pink Cop. Allerdings bist du nicht Polizist, sondern Gruppenleiter bei einer Speditionsfirma. Wie geht das?
Mein ehemaliger Partner, den ich in Hamburg kennengelernt hatte, ist Polizist und Mitgründer von Pink Cop. Er war übrigens auch der Grund, weshalb ich 2011 in die Schweiz gezogen bin. Die Statuten erlauben es, dass man als Partner eines Polizisten Mitglied werden kann.

Weshalb braucht es Pink Cop?
Gerade in diesem von einem konservativen Männlichkeitsbild geprägten Umfeld ist es wichtig, dass LGBTI-Menschen sichtbar sind und zeigen, dass sie auch hier existieren – wie in allen Bereichen der Gesellschaft. Sehr wertvoll sind zudem die von Pink Cop durchgeführten Schulungen: Wie geht man zum Beispiel bei einer Verhaftung korrekt mit trans Menschen um? Wie verhält man sich bei häuslicher Gewalt, wenn ein schwules Paar betroffen ist, ohne die Situation durch falsches Verhalten zu verschlimmern? Das sind wichtige Sensibilisierungsmassnahmen.

Zudem bist du noch Mitglied bei Zurich Pride.
Genau, ich habe sechs Jahre lang bis 2018 aktiv bei der Koordination der Standvermietung und dem Aufsetzen der Mietverträge mitgeholfen. Dieses Jahr werde ich die Pride aber nur als Gast erleben, weil ich Besuch habe.

Präsi Frank Preuss hat anlässlich der letztjährigen Pride in Luzern gesagt, dass sich die Community in der Schweiz nicht mehr aufs Demonstrieren fokussieren, sondern der Gesellschaft mit Feiern etwas zurückgeben sollte. Siehst du das ähnlich?
Demo und Party kann man ja kombinieren, das schliesst sich gegenseitig nicht aus. Die Zürich Pride hat sich zweifelsohne weiterentwickelt, die Themen sind allgemeiner geworden. «Inklusion» etwa wird nun auch in Bezug auf behinderte Menschen verstanden. Es sind also nicht mehr dieselben Themen wie früher, aber es gibt immer Reibungspunkte, an denen sich eine Gesellschaft weiterentwickeln kann.

Lass uns zum Schluss noch über dein Hobby Reisen sprechen. Welches Land hat dich bisher am meisten begeistert?
Ich habe bis 21 als Langstreckenläufer Leistungssport betrieben und konnte Trainingslager in Afrika besuchen. Länder wie Kenia und Namibia haben mich beeindruckt – am meisten aber Südafrika. Wenn man die gesellschaftlichen Probleme ausblendet und es aus einer rein touristischen Sicht betrachtet, ist es dort wirklich wunderschön und faszinierend. Ich erinnere mich, dass da manche barfuss mitgelaufen sind, während ich meine 200-Euro-Turnschuhe trug und trotzdem nicht schneller war. Das hat mich schon sehr beeindruckt.

Interview: Silvan Hess

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