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Swiss LGBTI-Label 13.7.22

Impuls für mehr: Was das LGBTI-Label in KMUs auslöst

Le prime sei organizzazioni a ricevere il label Swiss LGBTI nel 2019 e che lo hanno ottenuto per altri tre anni (Fonte: Sandra Meier
Le prime sei organizzazioni a ricevere il label Swiss LGBTI nel 2019 e che lo hanno ottenuto per altri tre anni (Fonte: Sandra Meier

Acht neue Organisationen haben im Juni das LGBTI-Label erhalten. Nicht nur die Liste mit bekannten Grosskonzernen wird immer länger: Vermehrt streben auch KMUs die Zertifizierung an. Auf sie wollen wir in diesem Beitrag den Fokus richten.

Insgesamt durften dieses Jahr schon 24 Organisationen das Swiss LGBTI-Label entgegennehmen. Zehn von ihnen (Bayer Switzerland, Biogen, Julius Bär, KPMG, Pimco Schweiz, das Rehazentrum Lutzenberg, die Schweizerische Post, Spitex Zürich Sihl, die Stadt Bern und Unic) erhielten das Zertifikat bereits Anfang Jahr.

Zweite Vergabe des Jahres
Pünktlich auf die Zurich Pride Week fand am 15. Juni im Eventspace Kraftwerk des Impact Hub Zürich die vierte Vergabe des LGBTI-Labels statt. Der feierliche Anlass wurde von Jeannine Borer moderiert und von Msoke musikalisch umrahmt. Auf die Begrüssung durch Lisa Schneider, Co-Präsidentin von WyberNet, folgte ein Input-Referat der ehemaligen Nationalrätin und Mitglied der Vergabekommission Rosmarie Quadranti. Das Schlusswort gehörte Network-Präsident Frank Preuss.

Acht neue Organisationen sind dazugestossen: Bristol-Myers Squibb, die Deloitte AG, die Swisscard AECS GmbH, Swiss Re, Takeda, die British Embassy Berne, ten23 Health und die ViiV Healthcare GmbH.

Und es gab eine Premiere: Nach Ablauf seiner Gültigkeit von drei Jahren muss das Swiss LGBTI-Label erneuert werden, was nun sechs Organisationen, die 2019 im ersten Vergabejahr ausgezeichnet wurden, erstmals getan haben: Almacasa, die Credit Suisse AG, die Insel Gruppe Bern, die Mercer (Schweiz) GmbH, die SBB AG und die Zürcher Kantonalbank. Sie alle erfüllen die inzwischen gestiegenen Ansprüche und dürfen das Swiss LGBTI-Label für weitere drei Jahre tragen.

KMUs im Fokus
Einmal mehr standen also grosse Unternehmen und Organisationen neben kleinen und mittleren gemeinsam auf der Bühne, um das Label in Empfang zu nehmen. Eine offene und inklusive Organisationskultur ist schliesslich nicht abhängig von der Branche oder der Grösse einer Organisation. Wir wollen nun aber für einmal den Fokus auf die Kleineren richten.

Was motiviert KMUs, das LGBTI-Label anzustreben? Wir haben viele spannende Rückmeldungen erhalten, die eines gemeinsam haben: Der Weg zum Swiss LGBTI-Label ist ein intensiver Prozess, der viele positive Veränderungen anstossen kann.

Reha Lutzenberg: Ausdruck offener Haltung
Die Reha Lutzenberg beschäftigt 35 Mitarbeitende und ist als sozialpädagogische Institution für suchtkranke Menschen natürlich nicht ein klassisches KMU. Dass gegenüber den Mitarbeitenden auch in Bezug auf die Haltung und den Umgang untereinander und mit anderen Menschen eine transparente Kommunikation stattfinde, sollte jedoch für jeden Arbeitsplatz gelten, findet Linda Brunner, Assistentin der Geschäftsleitung.

«Ein trans Klient, den wir während der Therapie auch in diesem Prozess begleiten durften, regte in unserem Team zu ganz vielen Überlegungen an», sagt Linda Brunner. Viele Fragen seien aufgetaucht: Wird wirklich niemand ausgegrenzt? Hat die Institution in Bezug auf die Infrastruktur alles unternommen, damit sich alle willkommen fühlen?

«Das Label ist Ausdruck unserer offenen Haltung, die wir einerseits im Team und andererseits gegenüber unseren Klient:innen leben. Wir haben nicht viel verändern müssen, es ging vielmehr darum, den gelebten Alltag auch sichtbar zu machen.»

Letztlich würden kleinere Unternehmen genau so von den wirtschaftlichen Vorteilen des Labels profitieren wie Grosskonzerne. Für Kund:innen sei es ein Statement, das durchaus dazu beitragen könne, dass man sich eben genau für dieses Unternehmen oder diese Dienstleistung entscheide, so Linda Brunner.

PIMCO: Zeichen der Wertschätzung
Global gesehen ist die Investmentgesellschaft PIMCO mit rund 3’100 Mitarbeitenden kein KMU. Der Schweizer Standort mit dem Büro in Zürich beherbergt jedoch lediglich 10 Angestellte.

«Unsere Mitarbeiter:innen sind unser grösstes Kapital, und wir sind bestrebt, ein Umfeld der Integration und Vielfalt zu fördern, das ihnen und unseren Kund:innen zum Erfolg verhilft», sagt Patrick Beuret, Verantwortlicher für das Schweizer Geschäft von PIMCO. Dazu gehöre auch die Förderung einer Kultur, die es allen Mitarbeiter:innen ermöglicht, sich unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder ihrem Geschlechtsausdruck authentisch zu zeigen.

«Als Träger:innen des Schweizer LGBTI-Labels möchten wir ein klares Zeichen für die Inklusion und Wertschätzung unserer Mitarbeitenden auf allen Geschäfts- und Organisationsebenen setzen. Wir leben Diversität und Offenheit in unserem Schweizer Team auf täglicher Basis», so Patrick Beuret weiter.

«Ich bin überzeugt, dass wir als Team diese Werte verinnerlicht haben, und wir möchten das auch gegen aussen verstärkt zeigen. Das LGBTI-Label wird stark dazu beitragen, diese Message breiter zu streuen. Letztlich kommt es auf den Mindset und die persönliche Einstellung jeder einzelnen Person im Team an. Mit dem Label alleine ist es nicht getan.»

Um noch mehr KMUs anzusprechen, sollte ein noch breiteres Bewusstsein für das LGBTI-Label geschaffen werden. Gleichzeitig sei es richtig, dass man dieses Label nicht «gratis» bekomme, und auch nicht einfach kaufen könne. Es soll ein Commitment damit verbunden sein. «Der aktuelle Prozess bis zur Vergabe des Labels scheint mir eine stimmige Mischung zu sein, die aber auch immer wieder angepasst werden muss.»

Unic: Label als Impuls für mehr
Dass der Weg zum Label neue Perspektiven eröffnen kann, zeigt das Beispiel der Digitalagentur Unic. Das Team habe durch die Arbeit auf das Label hin einige Prozesse «angefasst», die lange nicht überarbeitet worden seien. Dazu gehörten zum Beispiel die Themen Mobbing und persönliche Integrität, sagt Annika Koller, die bei Unic gemeinsam mit Nadine Schlegel das Thema Diversity & Inclusion Advocate bearbeitet.

Es sei intern einiges in Gang gekommen. «Wir haben mit Transwelcome zusammen einige Workshops organisiert, unter anderem einen sogenannten Diversity Talk. Diesen Talk hat die Projektleiterin des zu diesem Zeitpunkt gerade geplanten Umbaus in unserem neuen Office in Bern gehört. Dies führte dazu, dass wir nun genderneutrale Toiletten im Office Bern haben. Sie wäre sonst nicht auf die Idee gekommen, aber der Talk hat ihr hier einen Aha-Moment beschert», erzählt Annika Koller.

Der Schluss, den sie aus dieser Begebenheit zieht: Wenn die Arbeit für das Label nicht im luftleeren Raum stattfinde, sondern transparent in der Unternehmung passiere, könne das Resultat viel mehr sein als einfach die Auszeichnung an sich.

Spitex Zürich Sihl: Wichtiger Stein im Mosaik
Die Spitex Zürich Sihl, ein Betriebsteil der Spitex Zürich, ist mit rund 400 Mitarbeitenden per Definition nicht mehr ein KMU. Doch sie könnte als Vorbild für andere Spitex-Organisationen dienen. Denn wie Martin Radtke, Leiter Marketing und Kommunikation der Spitex Zürich Sihl, weiss: «Nur wer es schafft, mit vielen kleinen Mosaiksteinen eine positive, wertschätzende Unternehmenskultur zu leben, wird in Zukunft ausreichend Personal finden. Nicht das Label allein, sondern die gelebten Werte, die das Swiss LGBTI-Label vertritt, stellen für Spitex Zürich einen wichtigen Stein im Mosaik dar.»

Man stehe beim Personal in einem Wettbewerb um die besten Talente; gleichzeitig würden die Bedürfnisse der Kund:innen komplexer und anspruchsvoller. Gelebte Diversität könne hier für ein Unternehmen jeder Grösse zum entscheidenden Vorteil werden. «Verschiedene Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass Unternehmen und Organisationen erfolgreicher sind, wenn die Mitarbeitenden ihre Vielfalt leben können», so Radtke.

Nach der letztjährigen Vergabe des Labels, an der Networker und Co-CEO der Spitex Zürich, Markus Reck, teilnahm, habe die Organisation entschieden, sich um das Swiss LGBTI-Label zu bewerben und das Projekt unter dem Motto «Vielfalt schafft Kompetenz» zu lancieren. «Die Zertifizierung haben wir dazu genutzt, alle Diversitätsthemen im Betrieb anzuschauen und zu berücksichtigen. Es hat sich gelohnt, denn die Mitarbeitenden haben diese Initiative begrüsst und mitgetragen.»

Text: Silvan Hess

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